«Sie sind ein wahnsinnig netter Typ, aber die Leistung reicht nicht aus.» Diesen Satz hört Grischan Thoma seit mehr als 20 Jahren. Alle mögen ihn: seine Ausbildner, die Chefinnen, das Personal. Bringen tuts ihm wenig.

Thoma hat noch nie freiwillig gekündigt. Immer musste er gehen. Manchmal nach der Probezeit, meist nach zwei bis drei Jahren. Für Jobs ist er vom Tessin ins Welschland, von der Zentral- in die Ostschweiz gezogen. «Ich tue mein Möglichstes», sagt der 41-Jährige und lächelt sein nettes Lächeln. Aber genug ist das nicht. Genug war er nie. 

November 1981, Mendrisio. Familie Thoma hat eine unruhige Nacht. Immer wieder erwacht der fünf Monate alte Grischan aus fiebrigen Träumen. Am frühen Morgen hat er Durchfall, Schwindel und Krämpfe. Wird ohnmächtig, muss ins Spital. Da versagen Niere und Leber, das Baby wird ins künstliche Koma versetzt. Diagnose: schwere Blutvergiftung. 

Einen Monat im Koma

Wie konnte es dazu kommen? Thoma wird verschiedene Erklärungen hören. Ein Bauernhof, die Eltern, ein Nachbar, die Geissen – das alles verschwimmt in seiner Erinnerung. Die Schuldfrage wird nie geklärt. «Es spielt auch keine Rolle, ich kann nichts an der Vergangenheit ändern», sagt er. Nicht wütend, nicht enttäuscht, ganz sachlich. Es ist, wie es ist.