1. Was ist passiert?

Ende letzter Woche mussten die Silicon Valley Bank (SVB) und die auf Kryptowährungen spezialisierte Signature Bank Insolvenz anmelden. Die SVB war eine vorab bei Start-up-Unternehmen beliebte Bank im Technologiemekka Silicon Valley unweit von San Francisco.

Gerüchte über die Schieflage der SVB hatten dazu geführt, dass sehr viele Kundinnen und Kunden versuchten, ihr Geld abzuheben oder zu transferieren. Das brach der Bank das Genick, denn ihre Liquidität ging zur Neige.

Gemäss «Handelszeitung» betrug der Geldabfluss am Schluss eine Million Dollar pro Sekunde. Der Fachausdruck dafür ist Bank-Run: Alle Kunden rennen und versuchen, ihr Erspartes zu retten – genau das treibt die Bank aber erst recht in den Konkurs.

Die amerikanischen Behörden versuchen, die Bankkundinnen und -kunden zu beruhigen, und versichern, das Geld sei geschützt. Rein formell sind in den USA Bankkundengelder bis zu 250'000 US-Dollar geschützt (in der Schweiz bis zu 100’000 Franken), aber offenbar wollen die amerikanischen Behörden verhindern, dass die Kunden zu Schaden kommen.

Auf welche Weise dies geschehen soll, ist derzeit nicht ganz klar. So gut wie sicher ist aber: Die Aktionäre, also die Eigentümer der SVB, werden ihr Geld verlieren.

2. Könnte das auch einer Schweizer Bank passieren?

Ausgeschlossen ist es nicht. Die Credit Suisse (CS), eine der beiden Grossbanken der Schweiz, ist seit langem in einer Abwärtsspirale und wird deswegen laut der Finanzmarktaufsicht (Finma) «eng begleitet», was immer das heisst. Konkrete Anzeichen für eine existenzbedrohende Krise gibt es aktuell aber nicht. 

Bankenkonkurse sind in der Schweiz zwar selten, aber nicht beispiellos. Die Bilder zur Pleite der Spar- und Leihkasse Thun gingen anno 1991 um die Welt, als deren Kunden vergeblich die Bank stürmen wollten, um ihre Ersparnisse zu retten. 220 Millionen Franken und jede Menge Vertrauen in das Bankensystem gingen damals verloren.

Und 2008 musste der Staat die in Schieflage geratene UBS mit 70 Milliarden Franken retten. Seither wurden zwar die Kontrollmechanismen und der Anlegerschutz verstärkt, aber wasserdicht ist nichts, denn jede Krise ist irgendwie anders als die vorhergehende.

3. Hat das Chaos in den USA Auswirkungen auf die Schweiz?

Die SVB hatte höchstwahrscheinlich keine Schweizer Privatkunden und kaum viele Schweizer Firmenkunden. Aber zumindest indirekt sind wir alle betroffen. Weltweit sind am Montag die Börsenkurse gesunken, am meisten die Bankaktien.

So hat etwa die Aktie der CS vorübergehend 14 Prozent an Wert verloren. Das trifft indirekt alle, die an der Börse investiert sind – und das sind praktisch alle, zumindest indirekt über ihre Pensionskasse.

Diese besitzen in der Regel aber ein breit diversifiziertes Portefeuille, so dass die Verluste aktuell verkraftbar scheinen.

4. Was bedeutet das für mich?

Isoliert betrachtet: nichts. Die offene Frage ist aber, ob die SVB-Pleite ein aussergewöhnliches Ereignis ist, das die Behörden und der Markt in den Griff kriegen – oder ob sie der Anfang einer neuen Finanzkrise ist, die weltweite Auswirkungen auf alle haben könnte.

Möglich ist auch, dass die Rettungsaktionen für absturzgefährdete Banken den Staat sehr viel Geld kosten, was die Inflation zusätzlich anheizen kann. Inflation aber ist für die meisten von uns eine schleichende Geldentwertung, sofern die Löhne weniger stark steigen als die Preise.

5. Ist mein Geld noch sicher?

Selbst Kundinnen und Kunden der CS müssen zum heutigen Zeitpunkt nicht befürchten, über Nacht ihr Erspartes zu verlieren. Rein formell betrachtet, gilt die Schweizer Einlagensicherung bis maximal 100’000 Franken (pro Kunde, nicht pro Konto).

Sollte die CS in noch ernsthaftere Schwierigkeiten geraten, ist aber davon auszugehen, dass die Behörden auch hierzulande eingreifen würden. Die CS ist schlicht «too big to fail», zu gross, um sie einfach untergehen zu lassen.

Der volkswirtschaftliche Schaden wäre enorm, darum würde sie im Ernstfall vermutlich vom Staat gerettet werden.