Veröffentlicht am 13. November 2025 - 06:00 Uhr

Wer Erbstreitigkeiten verhindern will, sollte nicht warten, bis es zum Erbfall kommt, meint Psychologin Gabrielle Rütschi.
Beobachter: Gabrielle Rütschi:, «Anleitung zum Unglücklichsein» heisst das berühmte Buch des Psychotherapeuten Paul Watzlawick, bei dem Sie sich unter anderen ausbilden liessen. Wie lautet die Anleitung zum Unglücklichsein in Bezug aufs Erben?
Gabrielle Rütschi: Das beginnt zum Teil schon lange bevor der eigentliche Erbgang ansteht. Etwa indem man unbedingt eine heile Familie sein möchte, Konflikte stets vermeidet und nicht übers Erbe redet.
Die «Schweizer Erbschaftsstudie» der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt, dass neun von zehn Personen Angst vor Erbstreitigkeiten haben …
Wir alle wissen, wie viel Dynamik in einer Familie steckt. Und jedes Familienmitglied hat seine ganz eigene Idee davon, welche Stellung er oder sie in diesem Gefüge hat oder wie die eigene emotionale Bilanz in der Familie ausschaut. Und gerade wenn der verstorbene Elternteil als Kontrollinstanz nicht mehr da ist, können Schattenaspekte, wie wir Therapeutinnen es nennen, aufbrechen.