Königliche Hoheiten, Hollywoodstars oder auch unsere Lokalprominenz – über sie wissen wir fast alles: ihr peinlichstes Erlebnis beim Sex, wie sie ihren Christbaum schmücken, was sie ihrem Psychiater anvertrauen und wie es in der Beziehung läuft. Selbst das Geheimnis ihrer Schönheit plaudern sie aus. Doch wie viel sie verdienen, erfahren wir nicht – das ist und bleibt Privatsache.

Hand aufs Herz: Geht es Ihnen nicht auch so? Würden Sie Ihren Bürokollegen und Ihren Nachbarn an einer Silvesterparty nicht auch eher eine intime Frage beantworten als preiszugeben, wie viel Geld Monat für Monat auf Ihr Konto fliesst?

Selbst Paare, die Tisch und Bett und alles andere teilen, reden oft nicht über Finanzen. Ein Anlass, das Schweigen zu brechen, könnte in diesen Tagen der 13. Monatslohn sein. Wie soll er verwendet werden? Die Rechnungen bezahlen, die sich Ende Jahr türmen? Das Januarloch vorsorglich stopfen, weil einem das Geld im Dezember zu locker in der Tasche sitzt? Die Steuern begleichen?

«Viele Ehefrauen wissen nicht einmal, was ihr Mann verdient, geschweige denn, ob ihm ein 13. Monatslohn ausbezahlt wird», erklärt Familienrechtsexpertin Karin von Flüe vom Beobachter-Beratungszentrum. Dabei hätten sie ganz klar das Recht zu wissen, wie es um die Finanzen innerhalb der Familie steht: «Jeder Ehegatte kann vom andern Auskunft über dessen Einkommen, Vermögen und Schulden verlangen», heisst es wörtlich im Schweizerischen Zivilgesetzbuch. Doch alle Gesetze nützen nichts, wenn man sie nicht kennt oder nicht befolgt.

Ein Budget – einfacher, als man denkt
«Wenn mit dem ganzen 13. Monatslohn die Steuern bezahlt werden müssen, läuft etwas schief», sagt die Budgetberaterin Helen Aebersold von der Budgetberatung in Kirchberg BE. Die Steuern sollten besser in einem monatlichen Budget aufgeführt werden. Denn mit dem 13. Monatslohn auf dem Konto ist die Verlockung gross, sich ein paar Tage Ferien oder ein neues Möbelstück zu gönnen. Die Zürcher Fachbuchautorin Ruth Hermann empfiehlt sogar, ein Budget zu erstellen, ohne den 13. Monatslohn oder andere sporadische Einnahmen zu berücksichtigen: «Das gibt Spielraum für Unvorhergesehenes.» Sinnvoll ist es auch, den 13. Monatslohn für die Altersvorsorge, etwa für die dritte Säule, zu reservieren.

Ein Budget zu erstellen ist keine Hexerei – und jedermann zu empfehlen. Dabei sollten drei Punkte berücksichtigt werden: Einkommen, feste Verpflichtungen und variable Kosten (siehe Nebenartikel «Finanzplanung: Das gehört in ein Budget»). Kopfzerbrechen bereitet meist die Frage, wo sich Sparmöglichkeiten verstecken. Niemand schränkt sich gern ein, niemand möchte auf lieb gewonnene Gewohnheiten verzichten. Budgetberaterin Aebersold: «Sparen bedeutet Prioritäten setzen und Kompromisse eingehen – das erfordert ein Umdenken.» Sie macht immer wieder die Erfahrung, dass die Hemmschwelle enorm gross ist, über Finanzen zu reden und Beratung in Anspruch zu nehmen. Viele Leute suchen erst Hilfe, wenn es schon fast zu spät ist.

«Eine Budgetberatung ist angezeigt, wenn man knapp bei Kasse ist, keinen Überblick mehr hat oder über die Verhältnisse lebt», so Helen Aebersold. Auch persönliche Veränderungen wie Heirat, Scheidung, Pensionierung, Arbeitslosigkeit oder Familiengründung können eine Beratung erfordern. Oder wenn über alles gesprochen wird – nur nicht übers Geld.

Budget-Tabelle herunterladen

Mit unserer Excel-Tabelle ist es ganz einfach, Einnahmen und Ausgaben einander gegenüberzustellen – Sie tragen nur die Zahlen ein, den Rest macht die Tabelle: Budget-Tabelle (Download Excel-Dokument 23 kb)