Anna Fischer* fühlt sich nicht einmal in ihrer Wohnung sicher. Ständig ist sie misstrauisch, Selbstzweifel nagen an ihr. «Sage ich etwas Falsches? Beobachtet mich jemand? Kann man mir etwas anhängen?» Aus ihrem kleinen Küchenfenster sieht die 54-Jährige das Dach des Sozialamts, ausgerechnet. Es steht mitten im Ort in der Nordwestschweiz, an einem Südhang, umgeben von schmucken Häusern.

«Wenn es an der Tür läutet, werde ich unruhig», flüstert sie. Schon wieder eine Schikane, denke sie dann. Sie traut sich kaum noch, zum Briefkasten zu gehen, da könnte ja schon wieder ein Brief vom Amt liegen. «Ich war nicht immer so.» Sie drückt eine Zigarette aus und fährt sich durch die aschblonden Haare. Die Behörde habe sie zu diesem argwöhnischen Wesen gemacht, das sie gar nicht sein möchte.