Beobachter: Warum sind Sie kritisch gegenüber den Studien, die vor Nebenwirkungen von Fluorid warnen?
Florian Wegehaupt:
Die Resultate sind nicht wirklich klar, und es besteht die Gefahr, dass dadurch in der Bevölkerung die Meinung aufkommt, man solle ganz auf Fluorid verzichten. Dabei muss man unterscheiden zwischen der Zufuhr über Essen oder Trinken und der lokalen Anwendung an den Zähnen durch Zähneputzen. Für mich als Zahnarzt ist es extrem wichtig, dass letzteres nicht in Frage gestellt wird. Grosse, systematische Studien zeigen, dass es Fluorid zur Kariesprävention braucht.


Wie wirkt Fluorid gegen Karies?
Es gibt verschiedene Wirkmechanismen. Erstens bindet sich das Fluorid an den Zahnschmelz und macht ihn weniger säurelöslich – und die Säure ist ja bei Karies das, was dazu führt, dass Mineralien herausgelöst werden und sich langfristig ein Loch bildet. Zweitens werden mit Fluorid schneller wieder Mineralien in den Zahn eingelagert als ohne. Die Anwendung fluoridhaltiger Mundpflegeprodukte – insbesondere Zahnpasten – spielt deshalb eine ganz entscheidende Rolle bei der Prävention von Karies. Sie bringen das Fluorid genau an den Ort der Wirkung, die Zahnoberfläche.