Der Bund hat eine aktuelle Studie zur Verbreitung der Zecken-Hirnhautentzündung – auch bekannt als Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – veröffentlicht. Die neue Risikokarte basiert auf der tatsächlichen Verbreitung des Virus unter den Zecken. Bisher waren die Gefahrengebiete anhand von Krankheitsfällen erfasst worden. Die Forscher des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) fanden jetzt erstmals auch im Wallis Virenherde, genauer: in Raron und Salgesch.

Die nachgewiesene Durchseuchung der Schweizer Zecken ist mässig, sie liegt durchschnittlich bei einem halben Prozent. «Das ist vergleichbar mit anderen Ländern», so Virologin Rahel Gäumann, die die Studie betreut. Die Studie sei allerdings nur eine Momentaufnahme, die keine Verallgemeinerung zulasse.

«Das ist kein Anlass zur Entwarnung», sagt auch Norbert Satz, Spezialist für Zeckenkrankheiten. Zwar verlaufe eine FSME-Infektion in den meisten Fällen mit leichten Symptomen oder gänzlich unbemerkt; bricht aber eine Hirnhautentzündung aus, könne diese schwere und bleibende Schäden hinterlassen. «Grundsätzlich gilt: Je älter der Patient, desto dringender ist der Impfschutz», sagt Satz. Bei über 70-Jährigen liege die Invaliditätsrate bei 50 Prozent.

Umgekehrt verläuft die Krankheit umso glimpflicher, je jünger die infizierte Person ist. Kinder unter sechs Jahren müssen noch nicht geimpft werden – im Gegenteil: «Eine Infektion im frühen Alter führt zu einem Immunisierungsgrad, wie er mit keiner Impfung erreicht wird – und das fast ohne Symptome.»

Für die Studie wurden letzten Frühling an 165 Standorten rund 60'000 Zecken eingesammelt. Im Labor wurden die gefangenen Spinnentiere schockgefroren und auf FSME-Viren untersucht.

Ob und wie sich das Virus in der Schweiz verbreitet oder ob es im Wallis schon länger infizierte Zecken, aber keine Krankheitsfälle gab, ist unklar. Der Walliser Kantonsarzt hat aufgrund der Befunde eine eigene Studie in Auftrag gegeben, die bis Ende Juli vorliegen soll.

Ein weisser Fleck auf der Karte bleibt vorläufig das Tessin, wo aus Zeitmangel keine Zecken eingesammelt werden konnten.