Vor dem Regal mit den Milchprodukten war es dann so weit. Auf einmal ging gar nichts mehr. Alles war zu viel. Die Leute, der Lärm, die vielen Produkte. Es war im November 2014, Agnes Betschart hatte soeben mit letzter Kraft eine riesige Obsternte abgeschlossen. Seit Monaten war die Bäuerin dünnhäutig und unkonzentriert, hatte Tinnitus, Sehstörungen und konnte kaum noch einschlafen. Und auf einmal war da nur noch eine Frage: «Was soll ich jetzt tun?» Sie vertraute sich einer Kollegin an. So könne es nicht mehr weitergehen, sagte diese. Sie brauche eine Auszeit, eine längere. Sie müsse unbedingt den Hausarzt anrufen.

Rund 12 Prozent der Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, sind von einem Burn-out betroffen, ergab eine Befragung 2017. Das ist ein doppelt so hoher Anteil wie in der Schweizer Bevölkerung allgemein. Und vielen ergeht es wie Betschart: Sie erkennen ihre Symptome nicht und nehmen Hilfe spät in Anspruch.