Checkliste für Angehörige

Wie können Angehörige sich auf den bevorstehenden Tod eines geliebten Menschen vorbereiten? Was sollten sie tun, wenn die sterbende Person den Wunsch äussert, die letzten Tage zu Hause verbringen zu wollen? Lesen Sie mehr dazu hier:

→  Checkliste: Das können Angehörige beachten

«Es chunt scho guet» ist Peters Standardantwort auf die Frage, wie es ihm geht. Seine Schwester ist verunsichert. Was soll sie da sagen? Sie weiss, dass es eben nicht gut kommt.

Peter ist schwer krank und wird sterben. Die Ärzte sprechen von Wochen, im besten Fall wenigen Monaten. Macht sich Peter etwas vor? Verdrängt er den Tod? Muss man ihn nicht klarer mit dem Sterben konfrontieren? Angehörige fühlen sich in solchen Situationen rasch alleingelassen, überfordert.

Um angemessen auf Sterbende einzugehen, muss man zuerst erkennen, wie es ihnen im Moment geht. Gemäss der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross läuft das Sterben in fünf Phasen ab. Sie verlaufen oft nicht linear. Einige fallen in eine frühere Phase zurück, andere überspringen einzelne Phasen. Je nach Phase sollten sich Angehörige anders verhalten. 

Peters Schwester hat schliesslich allen Mut zusammengenommen und ihn auf das Sterben angesprochen. Sie war ganz überrascht, von ihm zu hören, dass er sehr wohl um seinen bevorstehenden Tod weiss und ihn akzeptiert. Aber er wollte nicht dauernd daran denken oder darüber sprechen. Für ihn ergab die Aussage «Es chunt scho guet» also durchaus Sinn. Er hatte den Tod akzeptiert und konnte schliesslich friedlich einschlafen.

Die 5 Phasen des Sterbens

Phase 1 – Das Nicht-wahr-haben-Wollen

Wer erfährt, dass er oder sie an einer tödlichen Krankheit leidet, will das erst oft nicht glauben – da muss doch ein Irrtum vorliegen. Da wurden Diagnosen vertauscht, oder die Ärzteschaft ist inkompetent. Es kann gut sein, dass die betroffene Person die Ärzte wechselt oder eine Behandlung verweigert.

Tipps

  • Bedrängen Sie die Person nicht und akzeptieren Sie, dass sie die Krankheit nicht wahrhaben will. Das braucht enorm viel Geduld.
  • Versuchen Sie nicht, die Person zu überzeugen oder zu einer Behandlung zu drängen.
  • Bauen Sie ein Netzwerk mit Leuten auf, die Sie in dieser herausfordernden Zeit unterstützen. Sprechen Sie mit ihnen über Sorgen und Ängste.
Phase 2 – Der Zorn

Oft kommt dann eine Phase der grossen Emotionen – Wut, Zorn und Schuldzuweisungen. Das kann offen oder niederschwellig auftreten und sich auch gegen die Angehörigen richten.

Tipps

  • Diese Gefühle haben nichts mit Ihnen zu tun und sind nicht gegen Sie persönlich gerichtet.
  • Versuchen Sie, ruhig zu bleiben, wenn Sie angegriffen werden.
  • Wenn Sie merken, dass Sie wütend werden, gehen Sie kurz aus dem Zimmer.
  • Atmen Sie ruhig durch, gehen Sie erst zurück, wenn Sie sich etwas abgekühlt haben.
  • Denken Sie daran, dass die Wut der betroffenen Person hilft, sich mit der Diagnose auszusöhnen. 
Phase 3 – Das Verhandeln

In dieser oft nur kurzen Phase beginnen Betroffene, mit sich selbst, dem Schicksal oder mit Gott zu verhandeln – um durch eine gute Kooperation einen Aufschub zu erhalten.

Manchmal merken Angehörige gar nicht, dass sich die kranke Person in dieser Phase befindet. Die Verhandlungen führt sie nämlich oft im Stillen durch. Meistens geht es dabei um das Miterleben von bevorstehenden Ereignissen: Man will noch gemeinsam Weihnachten feiern oder eine bevorstehende Geburt miterleben.

Tipps

  • Nehmen Sie der Person ihre Hoffnung nicht, fachen Sie sie aber auch nicht weiter an.
  • Nehmen Sie die Verhandlungen ernst, ziehen Sie sie auf keinen Fall ins Lächerliche.
Phase 4 – Die Depression

In dieser Phase ist die Trauer das grosse Thema. Man betrauert verpasste Chancen und sieht im Rückblick, dass man gewisse Dinge nun anders machen würde. Anderseits bezieht sich die Trauer auf den bevorstehenden Tod. Geliebte Menschen zurücklassen, akzeptieren, dass man viele Wünsche nun nicht mehr erfüllen kann. Oft möchten Erkrankte in dieser Phase viel erzählen.

Tipps

  • Lassen Sie die Person erzählen, hören Sie aktiv zu.
  • Nehmen Sie die Trauer ernst. Relativieren Sie sie nicht.
  • Versuchen Sie nicht, von der Trauer abzulenken. Erzählen Sie deshalb nicht zu viel von dem, was im Freundes- und Familienkreis geschieht oder in der Zeitung steht. 
Phase 5 – Die Akzeptanz

Wenn die kranke Person akzeptiert hat, dass sie sterben wird, zieht sie sich oft von der Aussenwelt zurück. Sie möchte weniger erzählen und auch Angehörige und Freunde seltener sehen. 

Tipps

  • Achten Sie genau auf die sterbende Person und ihre Bedürfnisse.
  • Verwickeln Sie sie nicht in Gespräche, wenn sie das nicht möchte.
  • Es reicht oft völlig, einfach nur da zu sein und am Bett zu sitzen.
  • Vermitteln Sie der sterbenden Person das Gefühl, dass es für Sie okay ist, wenn sie geht. Das kann das Loslassen leichter machen.
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Nach einem Tod eines geliebten Menschen denkt man nicht erst an Formalitäten. Beobachter-Abonnenten sehen anhand der folgenden Mustervorlagen und Checklisten, wie man mit bürokratischen Angelegenheiten am leichtesten fertig wird und wie man vorbeugend wichtige Streitfragen für Angehörige abnehmen kann.

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