Rund ein Drittel der Frauen in Europa und Nordamerika färbt sich die Haare. Auch etwa zehn Prozent der Männer über 40 tun es. Beim Coiffeur kommen dabei meist chemische Färbemittel zum Einsatz. Diese entziehen dem Haar die natürlichen Farbpigmente und ersetzen sie durch synthetische. Das ermöglicht, die Haarfarbe völlig zu verändern aus Rabenschwarz wird Weizenblond.

Der Nachteil: Chemisches Färben greift die Haare an, sie werden oft brüchig und stumpf. Ausserdem kann es die Gesundheit gefährden - die Zahl der Kontaktallergien ist in den vergangenen Jahren gestiegen und dürfte weiter zunehmen.

Pflanzliche Mittel auf Hennabasis

Als Alternative zu synthetischen Produkten bieten sich Färbemittel aus Pflanzenextrakten an, idealerweise solche Produkte, die frei sind von synthetischen Farb-, Duft- und Konservierungsstoffen. Reine Pflanzenfarbe ist in der Regel gut verträglich – vorausgesetzt, man hat keine Allergie gegen bestimmte Pflanzenbestandteile. In diesem Fall kann auch die Anwendung von Naturprodukten zu heftigen Reaktionen wie etwa Ekzemen führen. Im Zweifelsfall sollte man sich vorab über die Inhaltsstoffe informieren und zur Probe den Farbstoff auf einer kleinen Hautpartie testen.

Grundlage für die meisten pflanzlichen Haarfarben ist Henna, ein Pulver aus den rot färbenden Blättern des Hennastrauchs. Henna enthält natürliche Gerbsäure, die das Haar schützt und für Glanz und Fülle sorgt. Es soll zudem gegen fettige Haare und Schuppen helfen. Manche Coiffeure arbeite seit Jahren damit. Sie mischen reines Henna mit anderen natürlichen Färbemitteln wie zum Beispiel Baumnussschalen, Gelbwurz, Malvenblüten oder Rotholz. Damit stehen eine Reihe von Farbtönen zur Auswahl: von Goldblond über Kupfer bis hin zu Kastanienbraun und Mahagonirot.

Natürliche Farben hellen nicht auf

Doch das Spektrum ist wegen der Wirkungsweise von Pflanzenfarben eingeschränkt. Sie legen sich wie eine Lasur ums Haar. Die natürlichen Pigmente bleiben erhalten und schimmern nach dem Färben durch. Das ist schonend fürs Haar, aber Aufhellen ist nicht möglich. 

Auch zum Färben weisser Haare sind die natürlichen Stoffe geeignet. Sie können die Folgen des Alterns zwar nicht ganz vertuschen, aber das muss keineswegs ein Nachteil sein: So kann ein schöner Strähncheneffekt entstehen.

Erst mal nur eine Strähne zur Probe zu färben empfiehlt sich einerseits wegen der Allergiegefahr und anderseits, weil bei Pflanzenfarben das Ergebnis nicht 100-prozentig vorauszusagen ist. Es hängt stark von der Ausgangsfarbe und von der Haarstruktur ab: Feines und helles Haar nimmt die Farbe viel schneller und intensiver an als dickes und dunkles. Man muss also damit rechnen, dass die Farbe anders ausfällt als gewünscht. Dafür kommt dann nicht jede und jeder in der gerade angesagten Standardfarbe daher, sondern mit einer individuellen Note.

Haarfarben: Was gut deckt, birgt Risiken

Zwei besonders aggressive Allergene in Haarfarben sind p-Phenylendiamin (PPD) und Toluylen-2,5-diamin (PTD). Sie sind in vielen chemischen Produkten enthalten, weil sie gut decken und lange halten. Dermatologen raten sie aus gesundheitlichen Gründen nicht zu verwenden. Ein Verbot der Stoffe ist aber nicht in Sicht. Immerhin sind die zulässigen Konzentrationen verhältnismässig gering und die Warnhinweise auf den Verpackungen detailliert.

Vorsichtig sollte man darüber hinaus bei schwarzen Hennamischungen sein. Ihnen sind synthetische Farbstoffe – zum Beispiel das erwähnte p-Phenylendiamin – oder Farbverstärker beigemischt. Diese Substanzen können neben Allergien auch irreparable Hautschäden verursachen.