Seit Martine Heller (Name geändert) mehr Stress im Job hat, schmerzen ihre Augen schon am Nachmittag. Sie brennen höllisch, und manchmal sieht die PR-Beraterin alles nur noch verschwommen.

Auch Andreas Schmid (Name geändert) hat Beschwerden, seine Augen sind oft zu trocken. In der Freizeit reichen ein paar Augentropfen. Bei der Arbeit hilft dagegen gar nichts mehr. Nach wenigen Stunden fühlt es sich an, als hätte ihm jemand Sand in die Augen gestreut. Der Schmerz ist bisweilen so stark, dass sich der Softwareentwickler nicht konzentrieren kann.

Die beiden sind nicht allein. Rund die Hälfte aller Bildschirmarbeiter haben nach eigenen Angaben Probleme wie trockene Augen, Kopfschmerzen, Leseschwierigkeiten oder Flimmern, besagt eine Studie des Schweizer Optikerverbands. Augenärzte kennen solche Fälle aus der Praxis. Ihr Fazit: Unsere Augen sind nicht für stundenlange Naharbeit gemacht.

Die künstliche Kurzsichtigkeit

Der ständige Blick auf 40 Zentimeter Distanz und der Lichtstress strengen die Augen an. Laut Optikerverband kann es sogar zur sogenannten künstlichen Kurzsichtigkeit kommen. Dabei verkrampfen sich die Augenmuskeln im Zustand des Nahsehens. Die Sicht in die Ferne ist dann für eine gewisse Zeit unscharf und wird erst nach Entspannung wieder normal.

Und: Wer am Computer arbeitet, blinzelt deutlich weniger als sonst. Gemäss Studien schlägt man rund 20-mal pro Minute die Lider auf und zu, am Bildschirm sind es noch fünfmal pro Minute. Dadurch reduziert sich auch der Tränenfilm auf der Hornhautoberfläche. Diese wird dann nicht mehr konstant mit Sauerstoff versorgt, und Wimpern, Staub und anderes werden nicht mehr ausgewaschen. Ähnliches beobachteten Forscher bei Kindern, die intensiv Computerspiele spielen.

PC macht Augen nicht kaputt

Bei Bürolisten spricht man vom «Office Eye Syndrome». Die Augen tränen und fühlen sich müde und trocken an. Das lässt sich aber beheben.

Wissenschaftlich nicht belegt ist hingegen: Die weit verbreitete Vorstellung, dass Bildschirmarbeit die Sehleistung konstant verschlechtert. Dennoch solle man die Beschwerden ernst nehmen und gegebenenfalls Hilfe suchen. Für leichte Fälle von Trockenheit raten Augenärzte, sich ein Tränenersatzmittel aus der Apotheke zu besorgen. Lüften ist auch wichtig, genauso wie die richtige Haltung am Computer. Auch Entspannungsübungen Entspannung Entspannen Sie richtig? haben ihre positive Wirkung auf die Augen.

Augenübung 1: Augen stärken

Um die Augenmuskulatur zu stärken, hält man einen Zeigefinger in etwa 20 Zentimeter Entfernung vor die Augen.

Den Blick auf die Fingerspitze richten und mit dieser langsam Zahlen oder Figuren in die Luft malen. Immer schneller ausführen, so dass man mit den Augen gerade noch folgen kann.

Eine Frau zeichnet eine liegende Acht mit dem Finger in die Luft.
Quelle: Anne Seeger
Augenübung 2: Augen lockern

Mit dem sogenannten Akkommodieren lockert man die Augenmuskulatur. Dafür deckt man das linke Auge mit der linken Hand zu und hält die rechte Hand mit ausgestrecktem Arm vor das rechte Auge.

Nun bewegt man die rechte Hand langsam auf das Auge zu. Dabei stellt man dieses möglichst scharf auf die Handfläche ein, indem man einen Punkt darauf fixiert. Zum Schluss die Hand wieder in Ausgangsposition bringen, das Auge folgt ihr dabei.

Eine Frau schaut ihre Hände an, deren Distanz zum Gesicht sie verändert.
Quelle: Anne Seeger
Augenübung 3: Blinzeln

Einfach, aber bewährt: blinzeln – so schnell und locker wie möglich. Eine Minute sollte reichen. So kann sich wieder ein Tränenfilm über das Auge ziehen. Ganz wichtig auch: alle 30 Minuten die Augen weit öffnen und in die Ferne schauen.

Augenübung 4: Palmieren

Zur Entspannung eignet sich das sogenannte Palmieren. Dafür reibt man die Handinnenflächen gegeneinander. Dann legt man die warmen Hände nebeneinander und leicht gewölbt über die geschlossenen Augen, ohne die Lider zu berühren. Dabei die Augen locker geschlossen halten. Zwei Minuten entspannen, an nichts denken.

Augenübung 5: Lichtbaden

Beim Lichtbaden richtet man das Gesicht mit geschlossenen Augen zur Sonne. Bei schlechtem Wetter reicht auch eine Lampe. Dann den Kopf leicht hin und her drehen, damit das Licht auf verschiedene Stellen der geschlossenen Augen trifft. Je nach Lichtempfindlichkeit drei bis fünf Minuten. Mit der Palmieren-Übung beenden.

Augenübung 6: Augenbad

Immer entspannend ist ein Augenbad, bevor man zu Bett geht. Einfach mit den Händen mehrere Male kaltes Wasser auf die geschlossenen Augen geben. Mit wärmerem Wasser wiederholen.

Augenübung 7: Akupressur

Eine anspruchsvollere Übung ist die Akupressur. Bei dieser arbeitet man an beiden Augen zugleich. Dabei bleiben die Augäpfel ausgespart.

Schritt 1:

Bei den Augenbrauen fängt man an: Die ausgestreckten Zeigefinger auf die Brauen legen und mit leichtem Druck einige Male die Haut über dem Knochen von oben nach unten und von unten nach oben schieben – so arbeitet man sich entlang der Brauen voran.

Eine Frau zeichnet mit dem Finger Zickzack-Linien auf ihre Augenbrauen.
Quelle: Anne Seeger
Schritt 2:

Weitere Akupressurpunkte befinden sich links und rechts der Nase auf Höhe der inneren Augenwinkel. Darauf drückt man mit Daumen und Zeigefinger.

Eine Frau nimmt die Nasenwurzel in den Pinzettengriff.
Quelle: Anne Seeger
Schritt 3:

Dann, näher an den geschlossenen Augen: leicht mit den Mittelfingern in die Vertiefung zwischen dem oberen Rand der Augäpfel und dem Knochen der Augenhöhle klopfen – von innen nach aussen. Am unteren Augenrand wiederholen, ebenfalls von innen nach aussen.

Eine Frau tippt mit dem Finger Punkte rund um das Auge an.
Quelle: Anne Seeger
Wissen, was dem Körper guttut.
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Chantal Hebeisen, Redaktorin
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