«Lidl lohnt sich.» So wirbt der deutsche Discounter auch in der Schweiz. Zum Beispiel in einem Zeitungsinserat Ende Juli, das Claudia Alter ausgeschnitten hat. Ab Mittwoch, 29. Juli, und «nur für kurze Zeit», gebe es in den Lidl-Filialen ein Epiliergerät von Braun zu kaufen, im Geschenkset für 119 Franken. «Ich hatte mich auf das Angebot gefreut», sagt Alter.

Eine Dreiviertelstunde dauert die Fahrt mit den ÖV von Riehen BS nach Binningen BL. Von Claudia Alters Wohnort zur nächsten Lidl-Filiale. Kostbare Zeit, die der Rentnerin verloren gegangen ist. Dem Beobachter schreibt sie: «Lidl stiehlt Kunden auf respektlose Weise Zeit!»

Was war geschehen? Als Claudia Alter kurz nach Ladenöffnung in der Lidl-Filiale stand, waren die Epiliergeräte schon weg. Oder besser: Das Epiliergerät war weg. Es habe nämlich, erzählt Alter, gerade mal ein Geschenkset zur Verfügung gestanden an jenem Morgen. Das hätten ihr der Filialleiter und ein weiterer Angestellter im persönlichen Gespräch bestätigt. Alter schreibt: «Mit diesem Lockvogelartikel wird klar: Lidl erfüllt sein Werbeversprechen nicht im Geringsten.» 35 Stück für die ersten 20 Minuten wären ihrer Meinung nach angebracht gewesen. Mindestens. «Mit dieser Skrupellosigkeit verärgert Lidl seine Kunden!»
 

Unlauterer Wettbewerb?

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia definiert Lockvogelangebot so: «Ein Lockvogelangebot ist eine Werbemassnahme für eine besonders preisgünstige Ware oder Dienstleistung, die der Unternehmer nicht in angemessener Menge für angemessene Zeit bereitstellen kann.» Lockvogelangebote verstossen gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb.

Lidl wehrt sich: Man habe die Nachfrage unterschätzt. Sprecherin Corina Milz schreibt: «Generell planen wir unsere Aktionsartikel auf Basis von Verkaufserfahrungen des Vorjahrs oder der Verkaufserfahrungen anderer Lidl-Länder. So auch in diesem Fall. Dass die Nachfrage jetzt im Juli im Gegensatz zu der letzten Aktion – die im Dezember kurz vor Weihnachten stattgefunden hat – derart gross war (und viele Artikel sehr schnell ausverkauft waren) konnten wir im Vornhinein nicht absehen.» Eine interne Abklärung habe ergeben, dass das Epiliergerät in anderen Filialen noch vorrätig sei. Die Kundin solle sich melden, dann würde man eine Reservierung in die Wege leiten.

Ob Claudia Alter von dem Angebot Gebrauch machen wird, ist offen. Sie ärgert sich immer noch über die anderthalb verlorenen Stunden. Jener Ausflug Ende Juli hat sich für sie definitiv nicht gelohnt.

«Für dumm verkauft»

Etikettenschwindel, falsche Preisangaben, haarsträubende Werbung oder sonst ein Reinfall: Für Ärger von Konsumentinnen und Konsumenten ist leider nur allzu häufig gesorgt. Auch Beobachter-Redaktorinnen und -Redaktoren fühlen sich öfters für dumm verkauft. Was sie dabei erleben, lesen Sie unter dieser Rubrik.

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