Daniel Nacht aus Oberengstringen lockte die Aussicht auf eine Gratisunterhose. Kurzerhand schickte er den Antworttalon aus einer Zeitschrift an den Atlas-Verlag in Lausanne. Mit der ersten Lieferung der Boxershorts wurde dem 56-Jährigen klar, dass er eine Serienlieferung ausgelöst hatte: Er wäre auf Lebzeiten mit Unterhosen versorgt gewesen. «Scheinbar braucht man ein Jusstudium und ständig die Brille fürs Kleingedruckte», empört sich der diplomierte Elektroingenieur. Zu stoppen war die Wäscheflut nur schriftlich oder über eine kostenpflichtige 0900er-Nummer.

Auch Simone Kohlbach aus Wettingen wurde vom Atlas-Verlag überrascht. «Ich erhielt ohne Bestellung eine CD mit der Post geliefert», sagt die 22-Jährige. Die CD mit Pophits fand sie nicht sonderlich gut, der beigelegten Rechnung schenkte sie keine Beachtung. Wenige Tage später wurde dieselbe CD ein zweites Mal geliefert. Einen Monat später dasselbe Spiel: wieder zweimal die gleiche CD im Abstand von drei Tagen. Über eine Inkassofirma forderte der Atlas-Verlag sein Geld ein.

«Wir senden keine unbestellte Ware», behauptet Franz Reith, Marketingchef des Atlas-Verlags. Eventuell hätten irgendwelche Spassvögel die Bestellung getätigt. Er räumt aber ein, dass es «immer mal wieder Probleme mit einzelnen Kunden» gebe.

In der Tat liegen dem Beobachter zahlreiche Beschwerden zum Atlas-Verlag vor. Der ursprüngliche Buchverlag handelt hauptsächlich mit Sammelbänden. Weil Unterwäsche und Verlagswesen nicht gut zusammenpassen, vertreibt der Verlag seine Unterwäsche («Tono» für Männer und «Miriale» für Frauen) neu unter dem Firmennamen Provea. Ob das die Konsumentenseele weniger reizt, wird sich zeigen.