Fünf von neun Stromzählern können Werte angeben, die massiv über dem eigentlichen Verbrauch liegen. Das zeigt eine Untersuchung der niederländischen Universität Twente und der Hogeschool van Amsterdam. In einem Fall lag der Messwert 582 Prozent über der effektiv verbrauchten Strommenge. Zwei Zähler zeigten 30 Prozent zu wenig Verbrauch an.

Besonders hoch waren die Abweichungen, wenn LED-Leuchten und Stromsparlampen mit einem Dimmer kombiniert wurden. Eine Konstellation, wie sie heute in fast jedem Haushalt vorkommt. Das Problem liegt offenbar im technischen Aufbau der Zähler, deren Sensoren mit gewissen Auswirkungen von energiesparenden Geräten nicht umgehen können. Bei modernen, energiesparenden Geräten wie LED-Lampen entstehen Oberwellen, die die Messung des Zählers beeinflussen.

Amtlich zertifiziert und völlig legal

Besonders absurd: Die getesteten Zähler erfüllen alle gesetzlichen Anforderungen und sind auch amtlich zertifiziert. Sie stammen von verschiedenen Herstellern und sind europaweit im Einsatz, auch in der Schweiz. Wie vielen Stromkonsumenten in der Schweiz womöglich zu viel oder zu wenig Verbrauch abgerechnet wird, ist nicht bekannt. Man könne dazu keine Angaben machen, erklärt sowohl die Vereinigung schweizerischer Elektrizitätsunternehmen, Electrosuisse, wie das Bundesamt für Energie. Nicht betroffen sind die älteren elektromechanischen Ferraris-Zähler, die bis heute in vielen Häusern im Einsatz sind.

Die falschen Messwerte entstünden ja nur bei Geräten mit geringem Stromverbrauch, so Radomir Novotny von Electrosuisse. «Obwohl der Fehler gross ist, sind die Auswirkungen auf die Stromrechnung oft gering.» Stromfresser wie Heizungen und Boiler würden kaum Oberwellen erzeugen und könnten damit auch mit der gesetzlich vorgeschriebenen Genauigkeit erfasst werden. «Aber geeichte Zähler sollten natürlich im gesamten Einsatzbereich genau sein.»

«Am liebsten totschweigen»

Der für die Untersuchung verantwortliche Professor Frank Leferink sagt, er habe seine Ergebnisse bereits vor zwei Jahren Herstellern und Behörden mitgeteilt, passiert sei aber nicht viel. «Sie waren überrascht und alles andere als glücklich darüber, dass wir unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse publik machten.» Bis heute würden Hersteller und Behörden das Thema am liebsten totschweigen. Man suche zwar intensiv nach Lösungen, «aber leider völlig unkoordiniert».