Ein Aperol Spritz für 10 Euro: Die meisten Touristenfallen tun bloss im Portemonnaie weh. Diese hier verursacht Herzschmerz.

So schnappt sie zu: Eine Italienreisende kauft im «Tabacchi»-Kiosk eine Postkarte und eine Briefmarke für die Schweiz. Sie setzt sich in ein hübsches Café am Markusplatz, schreibt ihrem Gottenkind «Liebe Grüsse aus Venedig» und wirft die Karte in einen roten Briefkasten der italienischen Post.

Kleingedrucktes auf der Marke

Weiter passiert nichts. Der «Tabbacchi»-Angestellte hat der Touristin eine GPS-Briefmarke verkauft, die nur dann zum Empfänger gelangt, wenn die damit frankierte Karte in einen speziellen gelben oder orangen GPS-Briefkasten geworfen wird. Gesagt hat das der Touristin niemand. Zwar steht es kleingeschrieben auf der Briefmarke – aber wer liest in den Ferien schon das Kleingedruckte auf einer Briefmarke?

Die Firma, die für den fiesen Trick verantwortlich ist, heisst derzeit Globe Postal Network. Vor einem Jahr zog man ahnungslosen Reisenden noch unter dem Namen Globe Postal Service das Geld aus der Tasche. Briefe mit normaler Marke würden an die italienische Post weitergeleitet, behauptet die Firma auf Anfrage. Branchenkenner nennen deren Geschäftspraktiken dubios. Offenbar erhalten Verkaufsstellen, die GPS-Briefmarken des privaten Anbieters verkaufen, eine höhere Provision.

Dann halt per App

Die Schweizerische Post unterhält keine Partnerschaft mit Globe Postal Network. Ein Post-Sprecher zeigt aber Verständnis für den Ärger: «Wer eine Postkarte verschickt, investiert Kopf, Herz und Hand.»

Um sicherzugehen, dass die Feriengrüsse in der Heimat ankommen, solle man Briefmarken in einer Filiale der italienischen Post beziehen. Oder man wählt die etwas weniger romantische, dafür umso effizientere Methode mittels Postcard Creator App: Handyfoto vom Dogenpalast, «Sonnige Grüsse» eintippen, fertig. Druck und Versand der physischen Postkarte übernimmt die Schweizerische Post. 

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