Im Sommer singt, tanzt und feiert die Schweiz. Bei Sonne oder Regen; in Frauenfeld, auf dem Gurten oder im St. Galler Sittertobel. Tickets für die grossen Schweizer Open Airs sind schon jetzt erhältlich. Wer sie online kauft, muss sich aber auf zusätzliche Kosten gefasst machen.

So zum Beispiel beim Open Air Gampel: Auf der Website wirbt der Veranstalter mit einem 4-Tages-Ticket für 219 Franken. Wer das Menü für mehr Informationen aufklappt, wird in Klammern darüber informiert, dass eine sogenannte Vorverkaufsgebühr nicht eingerechnet ist. Mit einem Klick auf die verlinkte Verkaufsstelle Ticketcorner steigt der Preis plötzlich auf 234.90 Franken. Der Aufschlag beträgt also satte 15.90 Franken.

Auch bei anderen Festivals zahlen Besucher zusätzlich zum Ticket Spesen:
 

Die Aufpreise der Veranstalter sind nicht nur verschieden hoch, sondern tragen auch unterschiedliche Namen. «Immer aber handelt es sich um zusätzliche Kosten, für die es keine gesetzlichen Regelungen gibt», sagt Beobachter-Expertin Doris Huber.

Auch kommunizieren die Veranstalter diese Zusatzkosten unterschiedlich transparent. Beim Open Air St. Gallen sind sie schon auf den ersten Blick ersichtlich. Beim Greenfield Festival sind die Bearbeitungskosten erst bei einem Klick auf den Warenkorb ersichtlich.

«Anbieter können Ticketpreise und zusätzliche Kosten frei festlegen. Aber sie müssen sie klar und verständlich angeben, damit für den Käufer klar wird, wie viel er schliesslich zahlen muss», sagt Beobachter-Beraterin Doris Huber. Richtwerte oder Obergrenzen gibt es keine. Zusatzkosten können separat ausgewiesen oder aber in den Ticketpreis integriert werden.
 

«Am kundenfreundlichsten wäre es, wenn beim beworbenen Preis klar kommuniziert wird, dass noch Kosten hinzukommen.»

Sara Stalder, Stiftung für Konsumentenschutz


Sowohl Starticket als auch Ticketcorner nennen auf Ihrer Website den effektiven Ticketpreis inklusive Zusatzkosten, so wie es die Preisbekanntgabeverordnung in der Schweiz vorsieht. «So sehen die Kunden auf einen Blick, welchen Preis sie bezahlen müssen», erklärt Stefan Epli, Mediensprecher bei Ticketcorner. Entstehen zusätzliche Kosten durch die Zustellungs- oder Zahlungsart, sind diese während des Bestellvorgangs transparent ersichtlich. «Im Normalfall weist auch schon der Veranstalter auf seiner Plattform den Bruttopreis aus, damit Käufer keine Überraschungen erleben», so Epli.

Das findet auch Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz: «Am kundenfreundlichsten wäre es, wenn beim beworbenen Preis klar kommuniziert wird, dass noch Kosten hinzukommen.» Das sei nicht immer der Fall. Gerade Abgaben wie Kreditkartengebühren Revolut Weniger Kreditkartengebühren im Ausland , die nicht in jedem Fall erhoben werden, fehlen oft. «Politische Vorstösse bringen in unserem wirtschaftsfreundlichen Parlament nichts, das zeigen unsere Erfahrungen seit vielen Jahren», so Stalder.

Vergleichen lohnt sich

«Wer online kaufen muss oder möchte, sollte die verschiedenen Verkaufsstellen vergleichen, da sie unterschiedlich hohe Spesen verlangen», empfiehlt Doris Huber. Tickets für das Zürich Open Air sind auf der Website des Veranstalters zum Beispiel am günstigsten: «Im eigenen Ticketshop sind wir in der Preisgestaltung frei und können auf Vorverkaufsgebühren verzichten», sagt Michael Fasler, Leiter Finanzen. Bei Starticket und Ticketcorner fallen hingegen die üblichen Zusatzkosten an.

Merkblatt «Überrissene Preise» bei Guider

Können Konsumenten zu hohe Ticketpreise beim Preisüberwacher reklamieren? Welche Regelungen gibt es bei Anbietern in Monopolstellung? Das Merkblatt «Überrissene Preise» informiert Beobachter-Abonnenten.

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