Immer wieder bestellte Leon Bühler* Waren bei Zalando Online-Handel «Da kommt etwas Gewaltiges auf uns zu» – das nötige Geld dafür hatte er nicht. Die Schulden des heute 17-Jährigen stehen derzeit bei über 10'000 Franken. «Natürlich verbot ich ihm, weiter zu bestellen», sagt sein Vater Marco Bühler*. «Mein Sohn ist aber schwer ADHS-krank. Das Verbot ignorierte er einfach.» Er intervenierte bei Zalando. Umsonst. Zalando schickte weiter Päckchen um Päckchen.

Früher verkaufte der Onlinehändler an Minderjährige nicht ohne Okay der Eltern. 2016 strich er den Passus aus den allgemeinen Geschäftsbedingungen. Trotzdem wäre Zalando verpflichtet, die Lieferungen einzustellen: Jugendliche dürfen per Gesetz zwar ohne Unterschrift der Eltern Waren bestellen, aber nur «im Rahmen ihres Lehrlingslohns». Diese Limite war bei Leon längst ausgeschöpft. Weil der Vater lange für Leons Schulden aufkam, steht er jetzt selber vor dem finanziellen Ruin. «Ich wollte doch geradestehen für den Seich, den mein Kind angestellt hatte.»

Er wurde nie gesperrt

Zum Fall Leon äussert sich Zalando aus «datenschutzrechtlichen Gründen» nicht. Wenn man aber erfahre, dass der gesetzliche Vertreter gegen einen Kauf sei, deaktiviere man den Account und storniere allfällige Bestellungen, sagt Sprecherin Julia Zweigle. Vater Bühler sagt, genau das sei bei seinem Sohn nie passiert.

Leons Vater kämpft nicht als Einziger gegen Zalandos Uneinsichtigkeit. Dem Beobachter-Beratungszentrum liegen mehrere ähnliche Fälle vor. Schuldenberatungsstellen sehen das Verhalten des Onlinehändlers äusserst kritisch. «Vor ein paar Jahren war das Handy eine der Hauptursachen für Verschuldung bei Jugendlichen. Heute ist es das Onlineshopping», sagt Agnes Würsch von der Basler Schuldenberatung Plusminus.

 

*alle Namen geändert

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