Der Töff kostete 12'990 Franken. Ein stolzer Preis für ein Strassenmotorrad, dachte Urs Bärtschi aus Thun BE damals. Doch es handelte sich um eine Exklusivität. Die Svartpilen 701 mit 693 Kubikzentimeter Hubraum kam 2019 als «Special Edition» auf den Markt. Jeder Händler in der Schweiz erhielt von Husqvarna nur gerade ein Exemplar ausgeliefert.

Was die «Special Edition» vom normalen Töff unterscheidet: Speichenräder, ein bronzefarbener Anstrich, schönere Fussrasten. Trotz des hohen Preises kaufte er die Maschine: «Weil ich ein leichtes Powerbike unter 170 Kilogramm brauchte, das ich hinten auf den Träger des Wohnmobils laden kann. Ich hatte klar den Eindruck, dass ich ein spezielles, limitiertes Modell erworben hatte», sagt Urs Bärtschi heute.

Vorgezogenes Modell

Ein paar Monate später kam dann die Ernüchterung: Husqvarna brachte seine «Special Edition» als herkömmliches Motorrad auf den Markt. «Die Svartpilen 701 Special Edition 2019 war nichts anderes als ein vorgezogenes 2020er-Modell.» Bärtschi ärgert sich. Für ihn sei das eine «vorsätzliche Kundentäuschung zwecks Generierung zusätzlicher Einnahmen».

Doch damit nicht genug: 2020 kostet die «Special Edition», die jetzt gar nicht mehr so special ist, 2000 Franken weniger als 2019. Bärtschi: «All die Dummen, die 2019 das Sondermodell gekauft haben, wurden von Husqvarna/KTM reingelegt.»

Abgaswerte reduzieren

Christoph Attiger, dreifacher Teilnehmer der Rallye Dakar und seit 2009 Geschäftsführer von KTM Schweiz, äussert Verständnis für Bärtschis Frust: «Es stimmt, die Standardversion weicht nicht gross ab von der ‹Special Edition›.»

Als Grund nennt Attiger die Politik. Ab 1. Januar 2021 gelten in Europa die Euro-5-Vorschriften: Reduzierung der Abgaswerte bei allen neu zugelassenen Motorrädern. Im Vergleich zu den Euro-4-Vorgaben müssen die Werte um ein Drittel verringert werden. Deshalb versuchten die Händler nun, Maschinen, die den Vorschriften nicht entsprechen, noch 2020 zu verkaufen.

Die Svartpilen 701 in der «Special Edition» sei 2019 ein sehr gefragtes Modell gewesen, sagt Attiger. Pech sei jetzt halt, dass ihr Zyklus bereits 2020 abläuft. Das bedeute aber nicht, dass Urs Bärtschi nun auf einem Auslaufmodell sitze: «Er soll den Töff noch 20 Jahre fahren und Spass damit haben.»

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Peter Aeschlimann, Redaktor
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