TV-Zusammenarbeit: Der Kampf der Konsumentenschützer
Die «K-Tip»-Macher klagen gegen Konkurrent «Saldo». Der Grund: Die neue Konsumentenzeitschrift kooperiert mit der Fernsehsendung «Kassensturz» – wovon der «K-Tip» jahrelang selber profitierte.
Veröffentlicht am 10. August 2000 - 00:00 Uhr
Unter ehemaligen Freunden streitet es sich am besten. Vor allem, wenn der Kampf für Recht und Gerechtigkeit sozusagen zum Beruf gehört. Und ganz besonders, wenn die Kontrahenten Gasche, Räz und Schuhmacher heissen – allesamt verdienstvolle Konsumentenschützer. Doch seit die einstigen «Kassensturz»-Macher Urs P. Gasche (links) und Hans Räz (rechts) nicht mehr beim Schweizer Fernsehen DRS arbeiten, beschäftigen ihre Auseinandersetzungen mit der SRG und ihrem früheren Geschäftspartner Rene Schuhmacher die Rechtsanwälte und Richter.
Die Vorgeschichte: 1991 gründete Rene Schuhmacher den «K-Tip» – als Zeitschrift zur Sendung «Kassensturz». Der «K-Tip» hatte Erfolg – nicht zuletzt dank der jahrelangen Unterstützung durch die beliebte TV-Sendung. 1994 kam der «Puls-Tip» dazu, der mit der SF-DRS-Gesundheitssendung «Puls» kooperierte.
Krach mit dem «Kassensturz»
1996 stiegen Urs P. Gasche und Hans Räz beim «Kassensturz» aus und bei Rene Schuhmacher ein: Sie wurden Partner der «K-Tip»-Herausgeberin KI Konsumenteninfo AG und der Puls Media AG. Die Zusammenarbeit mit SF DRS dauerte noch bis Mitte 1997, dann beendete ein Streit die Kooperation.
Doch ein Jahr später überwarfen sich auch die «K-Tip»-Macher: Schuhmacher schied aus den Verwaltungsräten der gemeinsamen Firmen aus, gründete bald darauf das Konkurrenzmagazin «Saldo» und schloss mit «Kassensturz» und «Puls» Kooperationsverträge ab. Seither ist bei den einstigen Partnern Feuer im Dach.
Jetzt hat Gasche wieder zugeschlagen. In einer Anzeige an die Wettbewerbskommission (Weko) moniert er, die Zusammenarbeit von «Kassensturz» und «Puls» mit «Saldo» sei ein Versuch, andere Publikationen im Bereich Konsumentenschutz und Gesundheit «zu behindern und sie von einem Teil dieses Markts auszuschliessen». Zudem sei der Erfolg von «Saldo» «ausschliesslich auf die Zusammenarbeit mit der SRG zurückzuführen». Die Weko hat nun eine Voruntersuchung eröffnet.
Ähnlich klingt eine Konzessionsbeschwerde, die Urs P. Gasche mit 21 Mitunterzeichnern bei der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen deponiert hat. Im «Kassensturz» erhalte die Konkurrenzzeitschrift «Saldo» «in jeder Beziehung eine absolut bevorzugte publizistische Stellung», behauptet Gasche. Andere Konsumentenmagazine würden boykottiert. So sei etwa der «K-Tip» in drei Monaten nicht ein einziges Mal erwähnt worden, «Saldo» hingegen in jeder Sendung.
«Kassensturz»-Chef Hansjörg Utz weist die Vorwürfe von sich. «Ich verstehe nicht, wie Urs P. Gasche so argumentieren kann – ausgerechnet er, der die enge Zusammenarbeit von "K-Tip" und "Kassensturz" jahrelang vehement verteidigt hat.» Utz will sich auch nicht vorschreiben lassen, welche Themen der «Kassensturz» aufgreift. «Wir wollen uns mit eigenen Themen profilieren. Das ist auch im Interesse des Publikums.»
«K-Tip»-Macher Gasche sieht den Fall anders: «Ein marktmächtiges und gesetzlich dem Service public verpflichtetes Unternehmen wie die SRG ist besonderen Spielregeln unterworfen. Ich hatte mich schon immer für transparente Verträge und klare Spielregeln eingesetzt.»
Für manche «K-Tip»-Leserinnen und -Leser unklar ist allerdings auch das heutige Verhältnis ihrer Zeitschrift zum «Kassensturz». Während die Fernsehmacher die «K-Tip»-Geschichten verschmähen, bediente sich die Zeitschrift thematisch lange Zeit beim «Kassensturz» – als ob noch eine Zusammenarbeit bestünde. Gleichzeitig fand sich in der Zeitschrift eine Anzeige für die Fernsehsendung «Räz» auf TV3, mit der «K-Tip» bis Ende 1999 kooperierte. «Wenn wir zu diesem Zeitpunkt Themen aus dem "K-Tip" aufgenommen hätten, dann wäre das, wie wenn die Migros Coop-Produkte verkaufen würde», erklärt «Kassensturz»-Leiter Hansjörg Utz.
«Saldo»-Chef Schuhmacher vermutet hinter der Anzeige bei der Weko gar eine Strategie: «Gasche glaubt wohl selbst nicht an einen Erfolg dieser Anzeige. Möglicherweise geht es ihm nur darum, uns damit Arbeit zu machen», sagt er.
«Unsere rechtlichen Schritte richten sich nicht gegen ehemalige Kollegen», kontert Konkurrent Gasche. «Wir freuen uns zum Beispiel, dass der "Kassensturz" weiterhin gute Sendungen macht.»