Fulya Demir war Mutter zweier Kinder, heute sind sie 11 und 9 Jahre alt. Sie war Tochter von Eltern, die in der Türkei leben und nicht wussten, welche Hölle ihr Kind in der Schweiz durchmachte. In der Schweiz war Fulya Freundin, Gesprächspartnerin, Nachbarin, eine Frau mit Schalk und jugendlichem Leichtsinn.

Ein aufbrausendes Naturell, zeigen Gespräche mit den Eltern, der Schwester und ihrem nahen Umfeld. Nicht immer einfach, manchmal überbordend, geplagt von psychischen Problemen, aber mit einem unbändigen Wunsch: endlich frei zu leben. Sie wurde 30 Jahre alt. Vor zwei Jahren, am 13. Oktober 2021, wurde sie vor ihrer Haustür in Zürich-Altstetten erstochen.

Tatverdächtig ist Fulyas Ehemann Ahmet. In Wirklichkeit heisst er anders, und bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt für ihn die Unschuldsvermutung. Am 25. Oktober 2023 steht er in Zürich vor Gericht. Ahmet, heute 48, hatte seine Frau vor ihrem Tod gestalkt, beschimpft, bedroht. So steht es in der Anklageschrift, die dem Beobachter vorliegt. Sie liest sich wie das Drehbuch eines angekündigten Femizids. Unweigerlich stellt sich die Frage: Hätte die Tat verhindert werden können? Haben die Behörden genug getan, um Fulya vor ihrem Mann zu schützen?