«Schalten. Und Gas geben. Mehr! Keine Angst, einfach aufs Pedal drücken. Schalten! Gleich nochmals schalten – und sofort viel Gas geben!»

Nein, wir sind nicht bei der Formel 1, und es geht auch nicht darum, zackig von A nach B zu kommen – sondern mit dem Auto möglichst benzinsparend zu fahren. Ich sitze am Steuer, während Peter Koch vom Beifahrersitz aus seine Anweisungen gibt. Der 68-jährige Pensionär ist ehemaliger Fahrlehrer und war Geschäftsführer des Verkehrssicherheitszentrums Veltheim. Als Instruktor für das Fahrcoaching «DrivePlus» arbeitet er seit sechs Jahren.

Man soll bei ihm einen möglichst benzinsparenden Fahrstil erlernen. Das Spezielle dabei: Man absolviert das 60-minütige Coaching im eigenen Auto, mit Privatinstruktor. «So kann ich viel individueller auf die Fahrweise der Teilnehmer einwirken als bei einem Gruppenkurs», sagt Koch.

Die Vorgehensweise ist simpel: Auf einem vom Coach definierten Kurs legt man eine erste Runde so zurück, wie man es gewohnt ist, und misst dabei mit dem Bordcomputer den durchschnittlichen Treibstoffverbrauch. Dann erhält man Tipps für die Verbesserung des Fahrstils, stellt den Bordcomputer wieder auf null und fährt die Runde ein zweites Mal. Bei meiner ersten, elf Kilometer langen Testrunde lag der Benzinverbrauch bei 7,2 Litern pro 100 Kilometer. «Das bringen wir runter», sagt der Coach.

Gewohnheiten ändern

Peter Koch ist zuversichtlich, obwohl er meine Fahrweise schon als relativ «anständig» einschätzt – ich hätte jeweils bereits bei einer Drehzahl von rund 3000 Umdrehungen in einen höheren Gang geschaltet. Viele täten dies erst bei 3500 bis 4000. Richtig wäre aber, bei einem Benziner bei rund 2000 bis 2500, bei einem Dieselmotor Dieselstreit So finden Sie das passende Auto sogar schon ab 1500 Umdrehungen zu schalten. Denn je höher der Gang, desto geringer der Verbrauch. Das Wichtigste dabei ist laut dem Coach: «Nach dem Schalten richtig Gas geben!» Viele meinten, dass der Benzinverbrauch mit dem Runterdrücken des Gaspedals ansteige. Das stimme bei modernen Motoren längst nicht mehr. Vielmehr sei das Pedal nur noch ein «Luftpedal». Je weiter unten, desto mehr Luft wird dem Motor zugeführt – die allfällig nötige Benzinzugabe steuert die Bordelektronik. 

Das Hauptziel von Eco-Drive lautet: «Möglichst viele PW- und LKW-Lenkende so auszubilden, dass sie sparsamer, umweltschonender und sicherer unterwegs sind.» In den Broschüren von Eco-Drive finden sich viele Tipps dazu.

  • Reifendruck um bis zu 0,5 Bar erhöhen – das spart nicht nur Treibstoff, sondern erhöht auch die Sicherheit und führt zu weniger Abrieb. Einzig der Fahrkomfort leidet eventuell etwas darunter. 
  • Alles Unnötige raus: je leichter ein Auto, desto besser. 
  • Dachträger nach Gebrauch immer demontieren. 
  • Klimaanlage Klimatisierte Autos Gut für die Sicherheit, Gift für die Umwelt bei Temperaturen unter 18 Grad ausschalten. Die Klimaanlage verbraucht auch Treibstoff, wenn es draussen kälter ist als im Auto.
  • Tempomat nutzen. 
  • Start-Stopp-Automatik anschalten.
  • Sitz- und Scheibenheizungen möglichst ausschalten. 


Zudem gehört zur treibstoffsparenden Fahrweise das vorausschauende Fahren. Das legt mir auch der Coach nahe: «Wenn Sie auf Rot zufahren, bleiben Sie im hohen Gang, gehen ganz vom Gas und lassen rollen.» Moderne Autos gleiten dann nur mit der vorhandenen Bewegungsenergie weiter – bei 0 Liter Benzinverbrauch.

Das funktioniert natürlich auch bergab. Hier sollte man ohne Gas im höchstmöglichen Gang fahren und mit wenigen Bremskorrekturen das Tempo kontrollieren. Und für den Abschnitt der Strecke, der steil bergauf führt, rät er, in einem möglichst hohen Gang mit bis zu drei viertel Gas zu fahren. Nur schon mit der richtigen Fahrweise könne man bei einem handgeschalteten Auto 10 bis 20 Prozent Treibstoff einsparen, beim Automaten immerhin 5 bis 10 Prozent. 

Geht der Motor nicht mit der Zeit kaputt?

Wir starten zur zweiten Runde. Ich versuche mir die Tipps des Coachs ins Gedächtnis zu rufen, schaue auf den Drehzahlmesser, den Verkehr, die Ampeln. Und bin doch immer zu spät: «Schalten. Gas geben. Mehr. Schalten.» Verschmitzt schaut er rüber: «Ja, Sie haben noch Ihre alten Automatismen gespeichert, und das kommt Ihnen jetzt schaurig stressig vor.»

Wie recht er hat. Ausserdem meldet sich das schlechte Gewissen: Wenn ich mit 50 km/h bereits im fünften Gang bin und der Motor leicht röchelt, tuts mir leid, dass ich ihn so quäle. Gemäss Koch ist das die meistgestellte Frage bei den Coachings: «Geht der Motor nicht mit der Zeit kaputt?» Nein, gehe er nicht. Die heutigen Motoren hielten das locker aus.

Dann biegen wir nach elf Kilometern Fahrt wieder auf den Parkplatz ein. Nun wirds spannend: Was wird der Bordcomputer anzeigen? Wie viel Benzin habe ich eingespart? Zu schlagen gilt es die 7,2 Liter/100 km aus der Vorrunde. Nun steht auf dem Display weiss auf schwarz: 7,4 Liter. Auweia! Kurz wirds still im Auto. Coach Koch räuspert sich. «Hmm, ja, etwas erstaunlich ist das schon.»

Natürlich müsse man mindestens einen Monat die neue Fahrtechnik anwenden, bis man diese verinnerlicht habe. «Aber trotzdem.» Dann schlägt er vor, dass er selbst die Runde nochmals mit meinem Auto fährt. Nach weiteren elf Kilometern zeigt das Display: 6,2 Liter/100 km. «Das gefällt mir besser»: Coach Kochs Welt ist wieder in Ordnung, und ich selber weiss: Bei mir braucht es noch etwas Übung. 

Richtig schalten zahlt sich aus

Klar ist, dass sich die Aneignung des neuen Fahrstils lohnt: Peter Koch hat mit seinen 6,2 Litern gut 14 Prozent weniger Treibstoff verbraucht als ich mit der gewohnten Fahrtechnik. Das heisst: Bei einer Fahrleistung von 15'000 Kilometern würde ich damit jährlich rund 130 Liter Benzin sparen – auf zehn Jahre hochgerechnet also 1300 Liter. Das verringert nicht nur die Kosten, sondern vor allem auch den CO2-Ausstoss Klimaschutz CO2 reduzieren – in der Schweiz oder im Ausland? .

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Matthias Pflume, Leiter Extras
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