Natalie Urwyler ist Ärztin und Mutter. Eine Frau. Kein Arzt, kein Mann, kein Papi. Genau das – ihr Geschlecht – wird ihr zum Verhängnis. «Ich verlor alles: Job, Karriere, Renommee», sagt die 44-Jährige. Urwyler arbeitete 11 Jahre lang an der Klinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Inselspital Bern. Sie forschte im Ausland und holte Forschungsgelder für die Uniklinik. Sie war eine Nachwuchshoffnung, eine angehende Professorin.

Nach der Geburt ihrer Tochter kam es zum Bruch. Im Juni 2014 wurde ihr gekündigt «aufgrund eines komplett zerrüttenden Vertrauensverhältnisses». Die Ärztin hatte wiederholt den ungenügenden Schutz von Schwangeren am Inselspital kritisiert, lange, bevor sie selber Mutter wurde.

Sie wehrte sich gegen die Benachteiligung von Frauen, forderte einen besseren Mutterschutz. Nach der Kündigung machte Urwyler vor Gericht eine systematische Diskriminierung geltend und zwei Instanzen gaben ihr vollumfänglich recht. 

Natalie Urwyler – Die Gewinnerin des Prix Courage 2018 im Interview

loading...
Zivilcourage für die Gleichstellung geehrt

Für ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit wurde Natalie Urwyler am Freitagabend mit dem mit 15'000 Franken dotierten Prix Courage ausgezeichnet. Gekürt von den Leserinnen und Lesern des Beobachters und einer Jury unter der Leitung der ehemaligen Aargauer Regierungsrätin Susanne Hochuli. Beide Voten wurden gleich stark gewichtet.

 

«Der Preis zeigt mir, dass Gleichstellung endlich salonfähig geworden ist.»

Natalie Urwyler, Gewinnerin Prix Courage 2018

 

«Mit Zivilcourage kämpfte Natalie Urwyler jahrelang für die Gleichstellung der Frauen in den Spitälern. Ihr war bewusst, dass ihre Hartnäckigkeit zu mehr Feinden als Freunden führen würde; im ärztlichen Kader des Inselspitals sind 90 Prozent Männer beschäftigt, es geht hierarchisch zu und her, viele Chefärzte halten sich noch immer für Übermenschen – und benehmen sich auch so», sagte Hochuli. «Sie liess sich nicht beirren, blieb standhaft und setzte sich für die Sache und ihre Werte ein. Für diesen langen, harten und beherzten Kampf zugunsten aller Frauen ist der Prix Courage 2018 das Dankeschön von uns allen.»

Die Geschichte von Natalie Urwyler

loading...
«Ich verlor alles: Job, Karriere, Renommee»: Die Ärztin Natalie Urwyler wehrte sich mit juristischen Mitteln gegen Geschlechterdiskriminierung am Arbeitsplatz.
Quelle: Beobachter Bewegtbild
Lifetime-Award für Hannes Schmid

Der «Prix Courage Lifetime Award» wird in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal verliehen. Er ist mit 10'000 Franken dotiert und wird von der Redaktion des Beobachters vergeben. In diesem Jahr geht er an Hannes Schmid. Schmid (1946) gilt als einer der bedeutendsten Fotokünstlern der Schweiz. Doch man kennt ihn auch im Ausland: Weltbekannt wurde Schmid durch seinen «Marlboro Man», eine Ikone der Werbung. Seit bald sieben Jahren steckt er seine ganze Kraft in sein Hilfsprojekt «Smiling Gecko» Prix Courage 2018 Der «Lifetime Award» geht an Hannes Schmid in Kambodscha. 

 

«Zuerst dachte ich einfach: super! Erst mit der Zeit wurde mir klar, was für eine grosse Auszeichnung das ist.»

Hannes Schmid, Gewinner Prix Courage «Lifetime Award»

 

«Dank seiner Überzeugung, seiner unbändigen Tatkraft und seinen Macherqualitäten hat Schmid mehr erreicht als viele teure staatliche Hilfsprojekte zusammen. Smiling Gecko beweist, dass Veränderungen möglich sind, auch unter schwierigsten Bedingungen», sagt Beobachter-Chefredaktor Andres Büchi in seiner Laudatio. «Eine solch herkulische Aufgabe anzupacken erfordert Initiative, Kraft, Leidenschaft und Mut.»

Das ist Hannes Schmid — Gewinner des Prix Courage «Lifetime Award» 2018

loading...
Hannes Schmid bringt mit seiner Hilfsorganisation «Smiling Gecko» Hoffnung nach Kambodscha. Dafür wird er mit dem Prix Courage «Lifetime Award» 2018 ausgezeichnet.
Quelle:  

Lesen Sie im Interview mehr über die Reaktionen der beiden Gewinner:

Über den «Prix Courage»

«Die Schweiz braucht Leute, die handeln, wo Zuwarten andere gefährdet, die laut werden, wo Schweigen Unrecht verdeckt, die ehrlich sind, wo Lügen leichter fiele», umschreibt Andres Büchi, Chefredaktor des Beobachters, die Idee für den Prix Courage.

Jedes Jahr prüft die Redaktion des Beobachters Vorschläge aus seiner Leserschaft, sichtet unzählige Medienmeldungen über mutige Taten und unerschrockenes Handeln zugunsten höherer Ziele. Dutzende Fälle werden nachrecherchiert, Hintergründe geklärt, unabhängige Zeugen befragt, bis feststeht, welche Personen und Taten besonders uneigennützig und mutig gehandelt haben. Dann stellt der Beobachter die seiner Ansicht nach überzeugendsten Fälle von Zivilcourage in einer Titelgeschichte der Zeitschrift und auf der Beobachter-Website vor.

Die einzelnen Taten zu werten ist weder für Jury noch für die Leserschaft leicht.: «Alle Kandidaten, die der Beobachter nominiert hat, haben diesbezüglich Herausragendes geleistet, die Nomination zum Prix Courage ist eine verdiente Auszeichnung dafür.»