Céline Pfister war erst 13, als sie starb. Nach tagelangem Cybermobbing über die Handy-App Snapchat hat sie im August 2017 Suizid begangen. Die zwei Jugendlichen, die sie mit einem Intimbild mobbten, traf ein mildes Urteil: Sie kamen mit wenigen Tagen gemeinnütziger Arbeit davon.

«Es braucht nur zwei Klicks, und dein Kind ist erledigt. Das ist Cybermobbing», sagt Mutter Nadya Pfister. Mit ihrem Mann Candid will sie die Erwachsenenwelt wachrütteln. Zeigen, dass Cybermobbing nicht vergleichbar ist mit Mobbing. Dass die Beschimpfungen 24 Stunden pro Tag dauern können.

Seit drei Jahren kämpft das Ehepaar auf Instagram und Facebook unter #célinesvoice und fordert einen Straftatbestand Cybermobbing. Dank ihres Engagements hat SP-Nationalrätin Gabriela Suter mittlerweile eine parlamentarische Initiative eingereicht.

Für ihr Engagement wurden Nadya und Candid Pfister am Freitagabend mit dem mit 15'000 Franken dotierten Prix Courage ausgezeichnet. Gekürt von den Leserinnen und Lesern des Beobachters und einer Jury unter der Leitung der ehemaligen Aargauer Regierungsrätin Susanne Hochuli. Beide Voten wurden gleich stark gewichtet.

«Die Auszeichnung zeigt für uns, dass wir gehört worden sind mit unserem Engagement gegen Cybermobbing. Dass es gut ist, was wir tun. Und mutig.»

Nadya und Candid Pfister, Gewinner des Prix Courage 2020

Die ehemalige Aargauer Regierungsrätin und Jury-Präsidentin Susanne Hochuli würdigte die Gewinner in ihrer Laudatio: «Die Jury war sich einig: Das Ehepaar Pfister verdient den Prix Courage 2020! Nadya und Candid Pfister haben ihr Kind verloren. Sie haben das Schlimmste erlebt, was Eltern passieren kann. Und doch haben sie die Energie und die Zivilcourage gefunden, sich auf politischer Ebene dafür einzusetzen, dass sich kein Kind mehr wegen Cybermobbing umbringt. Dafür gebührt ihnen der Dank der Prix Courage Jury und eine grosse Anerkennung ihrer Zivilcourage.»

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Nadya und Candid Pfister dachten, wir kämen für ein Interview vorbei. Doch wir überraschten das Ehepaar mit der Nachricht, dass sie den Prix Courage 2020 gewonnen haben.
Quelle: Blick TV

Prix Courage 2020

Die Sieger daheim überrascht

Lifetime Award für Die Dargebotene Hand

Der mit 10’000 Franken dotierte «Beobachter Prix Courage Lifetime Award» für besondere Dienste an der Gesellschaft wurde dieses Jahr an die Hilfsorganisation «Die Dargebotene Hand» verliehen. Seit über 60 Jahren wird der telefonische Seelsorgedienst von rund 670 freiwilligen Helferinnen und Helfern getragen, die mit viel Herz und ohne Bezahlung anderen Menschen zuhören und helfen.

«Ich freue mich über diese Auszeichnung! Es kommt mir unwirklich vor, wie ein Geschenk des Himmels.»

Sabine Basler, Geschäftsführerin Die Dargebotene Hand

«Mit der Auszeichnung möchte der Beobachter ein Zeichen setzen für das unermüdliche und selbstlose Engagement von Freiwilligen zugunsten von Hunderttausenden Hilfsbedürftigen. Es sind Frauen und Männer, die einfach da sind und zuhören, wenn jemand nicht mehr weiter weiss. Rund um die Uhr. Auch mitten in der Nacht und auch an Feiertagen», sagt Andres Büchi, Chefredaktor Beobachter, sagt in seiner Laudatio. 

«Wie wichtig diese Anlaufstelle ist, zeigte sich während des Corona-Lockdowns. Teilweise sind die Anfragen um bis zu 30 Prozent angestiegen. Oft gelangten Verzweifelte an die Telefonhilfe wegen Suizidgedanken. In solchen Fällen hilft es, mit jemandem reden zu können, anonym, aber dennoch wie mit einem guten Freund.»

«Lifetime Award» für die Dargebotene Hand

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Die Dargebotene Hand wird mit dem Prix Courage Lifetime Award 2020 ausgezeichnet. Sie steht symbolhaft für uneigennützige Unterstützung anderer.
Quelle: Beobachter Bewegtbild
Über den Prix Courage

«Die Schweiz braucht Leute, die handeln, wo Zuwarten andere gefährdet, die laut werden, wo Schweigen Unrecht verdeckt, die ehrlich sind, wo Lügen leichter fiele», umschreibt Andres Büchi, Chefredaktor des Beobachters, die Idee für den Prix Courage.

Jedes Jahr prüft die Redaktion des Beobachters Vorschläge aus seiner Leserschaft, sichtet unzählige Medienmeldungen über mutige Taten und unerschrockenes Handeln zugunsten höherer Ziele. Dutzende Fälle werden nachrecherchiert, Hintergründe geklärt, unabhängige Zeugen befragt, bis feststeht, welche Personen und Taten besonders uneigennützig und mutig gehandelt haben. Dann stellt der Beobachter die seiner Ansicht nach überzeugendsten Fälle von Zivilcourage in einer Titelgeschichte der Zeitschrift und auf der Beobachter-Website vor.

Die einzelnen Taten zu werten ist weder für Jury noch für die Leserschaft leicht. «Alle Kandidaten, die der Beobachter nominiert hat, haben diesbezüglich Herausragendes geleistet, die Nomination zum Prix Courage ist eine verdiente Auszeichnung dafür.»

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Dominique Strebel, Chefredaktor
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