Schon mehrmals stand die Trading-Plattform EXW Wallet vor dem Aus. Nun hat sich die Lage dramatisch zugespitzt. Gegen zehn Personen wurden in Österreich Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dies bestätigt die Wiener Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte und Korruption.

Zudem wurde eine Person der Führungscrew verhaftet. Oberstaatsanwältin Elisabeth Täubl spricht von einem möglichen «Anlagebetrug im Zusammenhang mit Kryptowährung».

Es bestehe der Verdacht des «schweren gewerbsmässigen Betrugs, der Geldwäscherei sowie des Ketten- beziehungsweise Pyramidenspiels». Es gilt die Unschuldsvermutung.

Der Verdacht: Es könnte sich um eine Art Schneeballsystem handeln.

Seit zwei Jahren warnen die Finanzmarktaufsicht Finma und ihre Pendants in Deutschland und Österreich vor dem Geschäftsmodell. Die in Estland domizilierte Betreiberfirma Vivaexchange und die EXW Global haben weder in der Schweiz noch in Deutschland oder Österreich die nötige finanzmarktrechtliche Bewilligung. Trotzdem warben Anhänger der Plattform auf einschlägigen Sites, in Zoom-Webinaren und Telegram-Gruppen euphorisch mit Traumrenditen.

Schwere Vorwürfe gegen EXW Wallet: Hat die Trading-Plattform eine Art Schneeballsystem betrieben?

Schwere Vorwürfe gegen EXW Wallet: Hat die Trading-Plattform eine Art Schneeballsystem betrieben?

Quelle: ZVG

Nervöse Investoren

Schon 2020 sorgten die Betreiber der angeblichen Kryptohandelsplattform für Ärger. Der Verdacht: Es könnte sich um eine Art Schneeballsystem handeln. Wer sein Geld zurückforderte, wurde hingehalten. Immer wieder war die Plattform offline.

Die Führungscrew um ihre drei österreichischen Gründer machte in Onlinemeetings technische Gründe geltend, versprach aber weiter grosse Gewinne. Zwei der drei Gründer waren zuvor bei der fragwürdigen Trading-Plattform Socratescoin aktiv.

Die Schweizer, die noch vor zwei Jahren glühende Bewunderer der EXW-Troika waren, sind still geworden.

In den letzten Monaten sollen über 2500 Investoren ihr Geld zurückgefordert haben. EXW nannte sich plötzlich XChange World, später wurde das neue Trading-System PLC Ultima mit Sitz in Zypern propagiert. Zu dieser Plattform hält die deutsche Stiftung Warentest fest: «Finger weg von diesem Kryptosystem». EXW Wallet, die in Estland domizilierte Betreiberfirma Vivaexchange, die neue Plattform XChange World und PLC Ultima liessen Anfragen des Beobachters unbeantwortet. 

Schweizer Exponenten schweigen

Auf ihrem Telegram-Kanal liessen die Verantwortlichen verlauten, es gebe derzeit «negative Ereignisse» und eine Gruppe fordere auf «nicht legale Weise» ihr Geld zurück. «Daraufhin mussten wir unsere Aktivitäten einstellen.» Im ersten Quartal 2023 gehe es weiter.

Die Schweizer, die noch vor zwei Jahren glühende Bewunderer der EXW-Troika waren, sind still geworden.

Der Telegram-Kanal ist seit Monaten nicht mehr aktiv. Die Immobilienhändlerin Caroline Z., die dank 16 angeworbenen Investoren zur «Teamleaderin» aufgestiegen war, hat ihre Website vom Netz genommen. Fragen des Beobachters liess sie ebenso unbeantwortet wie zwei weitere Exponenten in der Schweiz, Lucas P. und sein Geschäftspartner Fabio W., der sich bei EXW sogar den Titel «Executive Team Leader» erarbeitet hatte. Auch für sie gilt die Unschuldsvermutung.

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