Die Kinder finden es möglicherweise blöd. Erstens verlieren sie Spielfläche im Garten. Zweitens droht ihnen so noch mehr Grünes auf dem Teller. Wer einen Teil seiner Rasenfläche in Gemüsebeete umwandeln möchte, muss mit gewissen negativen Schwingungen rechnen. 

Vom Vorhaben abbringen lassen sollte man sich trotzdem nicht. Denn nicht nur das Ernten von selbst gezogenem Gemüse und eigenen Kräutern ist befriedigend, sondern auch schon das Anlegen eines Gemüsebeets. Graben, dreckeln, hacken, umstechen – die schweisstreibende Arbeit draussen an der frischen Luft und der direkte Kontakt zum Erdreich wirken befreiend. Und wir sprechen hier nicht von den schicken Hochbeeten, die derzeit im Trend sind. Nein, die Rede ist von klassischen Beeten direkt im Boden. So, wie sie unsere Grossväter und Urgrossmütter schon angelegt hatten.

Ein Platz an der Sonne

Viel braucht es dazu nicht: eine Stechschaufel, einen Kräuel und vielleicht noch einen Rechen. Ausserdem natürlich genügend Platz im Garten. Als Form bietet sich ein lang gezogenes Rechteck mit einer maximalen Breite von 1,2 Metern an. Das ermöglicht die einfache Bewirtschaftung von beiden Seiten bis zur Mitte der Pflanzfläche. Das Beet sollte ausserdem möglichst viel Sonne abkriegen. Halbschatten geht zur Not auch. Idealerweise befindet sich ein Wasseranschluss in nächster Nähe. Wer entlang des Beets oder zwischen mehreren Beeten Gehwegplatten verlegen möchte, sollte den nötigen Platz hierfür bereits bei der Planung berücksichtigen.

Wer möchte, kann sich ein Beet auch vom Gärtner anlegen lassen. Das koste je nach Grösse und Umständen rund 400 bis 500 Franken, sagt Othmar Ziswiler, Leiter Gärtnerischer Detailhandel beim Verband Jardin Suisse. Nötig sei das aber eigentlich nicht, meint er. «Einfach selbst ausprobieren, einfach machen!», so der Rat des Experten an alle Hobbygärtner. «Und wenn mal etwas nicht wächst: Schwamm drüber – auf zu einem neuen Versuch.» 

«Heute gehts nicht mehr um ­eine möglichst ertrags­reiche Ernte. Wichtig ist doch die Freude am ganzen Drumherum.»

Othmar Ziswiler, Leiter Gärtnerischer Detailhandel beim Verband Jardin Suisse

Als Erstes gilt es, mit der Schaufel die Rasensoden etwa 5 Zentimeter tief abzustechen und zu entsorgen. Dann wird die Erde weitere 30 bis 40 Zentimeter tief umgegraben und mit dem Kräuel aufgelockert. Wie präsentiert sich die Erde? Ist sie recht hell, enthält sie viel Sand oder Steine, deutet das darauf hin, dass man das Erdreich noch verbessern sollte. Gerade unter Rasenflächen befinde sich oft eher wenig Humus, sagt Experte Ziswiler. Dann habe es insbesondere für Wurzelgemüse zu wenig Substrat.

Kein Problem: Mit Blumen-, Gemüse- oder Komposterde lässt sich das gut verbessern. Komposterde kann insbesondere in ländlichen Gebieten oft bei der Gemeinde bezogen werden – zum Teil sogar kostenlos. Zur Verbesserung des Erdreichs rät Ziswiler, pro Quadratmeter zwei bis vier Liter Kompost beizumischen. Das hilft nicht nur dem Pflanzenwachstum: Je besser der Boden, desto weniger muss er später gegossen werden. Ganz zum Schluss wird die Oberfläche glatt gerecht. 

Die beste Zeit, um ein Beet anzulegen, ist laut dem Experten von Jardin Suisse im Herbst oder möglichst früh im Jahr. Dann können Rasenreste noch verrotten, und neu spriessendes Unkraut kann gejätet werden – bevor gesät oder gepflanzt wird. 

Probleme mit Werren

Wer es gern exakt und geordnet haben möchte, fasst die Beete noch ein – etwa mit Holzbrettern, Steinplatten oder Aluminiumprofilen. Letztere gibt es auch mit abgeknicktem oberem Rand – damit die Schnecken nicht ins Beet gelangen. 

Ein Problem, gerade bei neu angelegten Beeten, sind laut Ziswiler ausserdem die Werren (Maulwurfsgrillen). Sie leben im Boden und fressen unter anderem Pflanzenwurzeln. Die Plagegeister loszuwerden, ist nicht gerade leicht. Der Experte rät, mit dem Kräuel regelmässig Unruhe ins Erdreich zu bringen oder sie zu fangen. Zudem gebe es zu ihrer Bekämpfung auch biologische Möglichkeiten. Und er relativiert auch hier: «Heute geht es im Garten ja nicht mehr um eine möglichst ertragreiche Ernte. Wichtig ist doch die Freude am ganzen Drumherum.»

Guter Rat ist gar nicht so teuer

Freude wird ein Gemüsebeet auch dem Nachwuchs bereiten. Das prophezeien zumindest einige Ratgeberbücher zum Thema Gärtnern mit Kindern. Die Versprechungen gehen noch weiter: Selbst gezogen schmecke das Gemüse auf dem Teller plötzlich sogar den Kleinen. Das lassen wir mal so stehen. 

Fakt ist jedenfalls: Es gibt eine Unmenge an Ratgeberliteratur zum Anbau von Gemüse und Kräutern im eigenen Garten. Und natürlich finden sich längst auch diverse ausgeklügelte, meist kostenpflichtige Garten-Apps (etwa Alphabeet, Gardroid, Gardenize), die helfen sollen, das richtige Gemüse zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu pflanzen. Sie eignen sich jedoch eher für den ambitionierten Gärtner. Rat findet man aber auch persönlich – beispielsweise im Gartencenter.

Bodenmüdigkeit vorbeugen

So beim Thema richtige Fruchtfolge: Welches Gemüse soll nach der Ernte im Beet angepflanzt werden? Wird immer das gleiche Gemüse im gleichen Beet gepflanzt, kann das den Boden auslaugen und den Schädlingsbefall erleichtern. «Beim Kohl lohnt es sich, darauf zu achten», sagt auch Ziswiler. Salat hingegen sei diesbezüglich unproblematisch. Zu einer sogenannten Bodenmüdigkeit können auch Monokulturen beitragen. 

Besser sind deshalb Mischkulturen – also mehrere verschiedene Pflanzenarten im gleichen Beet. Dabei ist zu beachten, dass sich nicht alle Pflanzen gleich gut vertragen. «Peterli und Schnittlauch mögen sich nicht», sagt Othmar Ziswiler. Denn Schnittlauch gibt eine Substanz ab, die Peterli beim Wachsen hemmt.

Wildblumen für die Schädlingsbekämpfer

Andere Pflanzen haben sich dafür besonders gern. Kopfsalat und Fenchel zum Beispiel, oder Kartoffel und Knoblauch. Sie beeinflussen sich positiv; etwa indem sie Schädlinge voneinander fernhalten. Aus demselben Grund ist es ratsam, im Beet auch Wildblumen zu pflanzen, die wiederum Marienkäfer und andere Schädlingsbekämpfer anziehen. 

Als Neuling im Gemüseanbau solle man sich eher an Setzlinge halten, rät Othmar Ziswiler. Salat, Kohlrabi oder Mangold seien pflegeleichte Pflanzen, die auch mal einen Fehler verzeihen würden. Und wer trotzdem gern etwas aussäen möchte, solle mit Radieschen, Kresse oder Bohnen beginnen. 

Zu guter Letzt kommt es auch noch ein wenig auf das Glück an: ob das Wetter passt, die Pflanzen von Schädlingen verschont bleiben – oder ob das Fussballspiel der Kinder nicht «aus Versehen» über das Beet führt.

Die Pünt in weiter Ferne

Familiengarten, Kleingarten, Schrebergarten oder Pünt: Je nach Region nennt man sie anders. 

Gemeint ist damit meist eine Anlage, die in Gartenparzellen zur Miete unterteilt ist. Hier haben Mieterinnen oder Hausbesitzer mit zu kleinem Umschwung die Möglichkeit, trotzdem einen eigenen Garten zu haben. 

Schweizweit gibt es schätzungsweise etwa 30'000 solcher Parzellen. Vermietet werden sie üblicherweise von Vereinen zu Preisen, die – je nach Standort – bei 1 Franken pro Quadratmeter liegen. Eine Parzelle umfasst rund 200 Quadratmeter, kostet also jährlich an die 200 Franken. 

Die Gartenhäuschen darauf gehören hingegen meist dem Pächter. Wird eine Parzelle weitergegeben, muss für das Häuschen deshalb eine Ablösesumme bezahlt werden. «Das ist oft ein Streitpunkt», sagt Otmar Halfmann, Präsident des Schweizer Familiengärtner-Verbands. Normal betrage eine Ablösesumme um die 2000 bis 3000 Franken. 

Doch das allergrösste Problem derzeit ist, überhaupt eine Parzelle zu finden. «Es ist wirklich dramatisch», sagt Halfmann. Der Trend zu naturnahem Gärtnern und dann noch Corona hätten zu einer ausserordentlichen Nachfrage – vor allem in den städtischen Agglomerationen – geführt. Die Wartezeit müsse dort aktuell in Jahren bemessen werden, so der Verbandspräsident.

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