Viele Leute sollten den neuen Joghurtdrink Benecol von Emmi gar nicht erst kaufen. Denn er enthält Pflanzenstanole, mit denen sich der Cholesterinspiegel senken lässt – und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) warnt: «Diese Erzeugnisse sind nur für Personen geeignet, die einen erhöhten Cholesterinspiegel haben.»

Kinder unter fünf Jahren, Schwangere und stillende Mütter sollten ganz auf den Drink verzichten. Das erfährt man aber nur im Kleingedruckten auf dem Sechserpack – mit dem Segen des BAG. Ebenso der Hinweis: «Exklusiv für Personen entwickelt, die ihren Cholesterinspiegel senken möchten.» Auf Deutsch: Das Produkt ist für alle anderen Konsumenten nicht gedacht.

Die Realität ist eine andere: Solche Produkte haben sich auch bei Altersgruppen durchgesetzt, die kaum Probleme mit dem Cholesterinspiegel haben dürften. Einer belgischen Studie zufolge konsumiert bereits ein Viertel aller Kindergartenkinder regelmässig cholesterinsenkende Lebensmittel. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung kommt sogar zum Schluss, dass 45 Prozent all jener, die solche Produkte konsumieren, nachweislich keinen erhöhten Cholesterinspiegel hätten.

Bewilligt hat die Schweizer Aufsichtsbehörde auch dieses Gesundheitsversprechen: «Nach zwei bis drei Wochen Einnahme beträgt die Cholesterinsenkung zwischen 7 und 10,5 Prozent.» Das Amt stützt sich auf eine Verordnung der EU-Kommission von 2009. Diese verbietet zwar grundsätzlich alle gesundheitsbezogenen Aussagen bei Lebensmitteln. Zugleich listet die Regelung aber eine Reihe von Ausnahmen auf.

Eine Art Gütesiegel des Bundes

Erlaubt ist danach die Angabe: «Pflanzenstanolester senken nachweislich den Cholesterinspiegel, ein hoher Cholesterinspiegel gehört zu den Risikofaktoren der koronaren Herzerkrankungen.» Weil solche Produkte der Behörde vorgelegt werden müssen, kann Emmi nun werben mit: «Benecol ist ein vom Bundesamt für Gesundheit bewilligtes Produkt.» Ein amtliches Gütesiegel.

In Deutschlands Supermärkten sind cholesterinsenkende Lebensmittel schon länger im Verkauf. Die deutsche Konsumentenorganisation Foodwatch sagt dazu: «Wer über seinen Cholesterinspiegel besorgt ist, sollte zum Arzt gehen und nicht in den Supermarkt. Was zu tun ist, muss der Arzt entscheiden, nicht ein Nahrungsmittelkonzern.»