Derzeit bekommen viele Jugendliche täglich zum gleichen Zeitpunkt diese Benachrichtigung auf ihr Smartphone: «⚠️ Zeit für BeReal. ⚠️». Sie haben dann zwei Minuten Zeit, ein Foto gleichzeitig mit Front- und Rückkamera – ein «BeReal» – aufzunehmen und mit ihren Freunden und Freundinnen zu teilen.

BeReal wurde 2020 von den Franzosen Alexis Barreyat und Kévin Perreau aufgebaut. Grundidee der Gründer: Authentizität. Anstatt inszenierter und bearbeiteter Bilder soll Alltägliches gezeigt werden. BeReals lassen sich deswegen nach der Aufnahme auch nicht bearbeiten. Postet man sein BeReal zu spät, werden Freunde und Freundinnen darüber benachrichtigt.

Das Konzept kommt an, BeReal ist nach TikTok die am meisten wachsende App des Jahres. Die Zahl der Nutzenden ist in den letzten eineinhalb Jahren von 10’000 auf über 15 Millionen gewachsen. Die App birgt aber auch Risiken. Darauf müssen Sie achten, wenn Sie jetzt auf den Trend aufspringen wollen.

Persönliche Daten

Bei der Registrierung auf BeReal fragt die App persönliche Daten ab: Name, Geburtstag, Telefonnummer. Zudem möchte BeReal den Zugriff auf die Kontakte, damit man Freunde und Freundinnen finden kann. Damit erhält BeReal zwar immer noch weniger Daten über seine Nutzenden als andere Social-Media-Plattformen Kritik an Facebook und Co. «Ohne Transparenz gibt es kein Vertrauen» wie Facebook, Instagram oder TikTok.

Trotzdem rät es sich, im Umgang mit und dem Teilen von personenbezogenen Daten Facebook So schützen Sie Ihre Daten vorsichtig zu sein. BeReal speichert zudem alle Daten und Inhalte seiner Nutzenden bis zu drei Jahre nachdem die App das letzte Mal genutzt wurde.

Freigabe des Standorts

Wer ein BeReal postet, gibt standardmässig auch seinen Standort preis. Freunde und Freundinnen sehen den exakten Standort; teilt man das BeReal auch öffentlich, wird nur der ungefähre Standort geteilt.

Möchte man seinen Standort gar nicht teilen, muss die Einstellung deaktiviert werden.

Teilen unüberlegter Inhalte

Auf BeReal sieht man seine Freunde und Freundinnen beim Arbeiten, beim Sport, beim Kochen, auf einem Spaziergang oder zu Hause beim Fernsehen. Das macht die Authentizität der Plattform aus, doch Nutzende neigen auch dazu, Dinge zu teilen, die sie auf anderen sozialen Medien nicht teilen Social Media Leider hat der Chef auch Internet würden.

Auf dem Foto vor der Haustür findet man die Heimatadresse, das Bild vor dem Schlafengehen zeigt das Babyfoto auf dem Nachttisch, und der Schnappschuss während der Arbeit legt sensible Daten offen.

Verletzung der Persönlichkeitsrechte anderer

Dadurch, dass BeReal zeitgleich eine Aufnahme mit der Front- und Rückkamera macht, ist auf dem Foto sowohl ein Selfie als auch die Umgebung zu sehen. Sind auf dem Foto andere Personen, gilt dasselbe wie bei anderen Social-Media-Plattformen: Zum Posten benötigt man ihre Einwilligung.

Hat man diese nicht, verletzt man das «Recht am eigenen Bild» Urheberrecht Jedes Foto ist geschützt dieser Personen, und die Betroffenen könnten die Löschung des Posts verlangen.

Kaum Moderation der Inhalte

BeReal nennt sich ein «Hosting»-Unternehmen. Das bedeutet, sie stellen lediglich eine Plattform zur Verfügung, die andere nutzen können. Damit weicht das Unternehmen der Verantwortung aus, die Inhalte auf der Plattform aktiv zu moderieren.

Die App bietet zwar die Funktion, «illegale oder unangemessene» Inhalte zu melden, lässt dabei aber grossen Ermessensspielraum zu. Fotos, die beispielsweise pornografische Inhalte, Gewalt oder Selbstverletzung zeigen, könnten auf der App also leicht verbreitet werden.

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