Hobbygärtnerinnen und -gärtner kennen das: Man ist ein paar Tage weg, und zack trifft man beim nächsten Gartenbesuch auf Zucchini, denen man nur noch mit der Machete beikommt – riesig, innen nichts als Kerne, aussen eine Schale wie Baumrinde.

Diese Probleme sind aber nichts im Vergleich zu dem, was die hiesigen Essiggurkenbauern gerade erleben. Die Zeitung «20 Minuten» griff zum K-Wort: Es drohe eine Gürkli-Krise, titelte sie. Wegen der grossen Hitze würden die Gürkli quasi über Nacht zu Gurken – und passten dann nicht mehr ins Glas. Denn dafür dürfen sie nicht länger als zwölf Zentimeter sein. Sie heissen schliesslich Cornichons, also «Hörnchen», nicht «Hörner».

Schon letztes Jahr sind die Gurken den Bauern über den Kopf gewachsen. Ihr Volumen kann sich in nur 24 Stunden verdreifachen. Nach jeder Tropennacht, wenn die Temperatur also nicht unter 20 Grad fällt, müsse man alle Felder abgehen und komme nicht mehr nach, sagte ein Gurkenbauer. Die Abnehmerfirma Hugo Reitzel arbeitete mit der App «Too good to go» zusammen, um die zu grossen Exemplare unters Volk zu bringen – auch dieses Jahr.

Das kommt bei der «20 Minuten»-Leserschaft gut an. Trotzdem ist sie nicht um gute Tipps verlegen. Unter den Onlinekommentierenden gibt es verschiedene Spezies:

• Die Guillotinisten: Sie finden, man soll die Gurken halt köpfen oder halbieren, dann passten sie wieder ins Glas.
• Die Expandeure: Sie empfehlen, einfach grössere Gläser zu nehmen.
• Die Workaholics: «Dann muss man halt früher ernten.»

Nur eine Person wunderte sich über die Schlagzeilen: «Welche grosse Hitze denn?» Ein Blick in die Daten von Meteo Schweiz bestätigt, dass es bisher weniger Tropennächte gab als 2022.

Frage an Stefan Litscher, Präsident der IG Essiggurken Schweiz: Haben wir nun eine Krise oder eher ein Kriseli auf dem Gürklifeld? «Weder noch», sagt er. «Wir haben immer zu kämpfen mit zu grossen Gürkli, aber dieses Jahr ist es sehr locker.»