Ist der Single-Mann ab 50 Jahren ein Restposten auf dem Partnermarkt? Wenn zutrifft, was der Zürcher Sozialwissenschaftler François Höpflinger sagt, dann sieht es tatsächlich düster aus für diese Spezies. Höpflingers These ist nämlich, dass alleinstehende Männer ab 50 «nicht selten sozial desintegriert oder gesundheitlich angeschlagen» sind und «eine Betreuerin» suchen.

Und wenn weiter zutrifft, was in der repräsentativen Single-Studie von Parship aus dem Jahr 2005 steht, wird es beinahe hoffnungslos. Parship, die grösste Partneragentur in Europa, fand heraus, dass rund die Hälfte aller Single-Frauen im fortgeschrittenen Alter mit ihrem Dasein durchaus zufrieden ist. Diese Frauen sind viel anspruchsvoller als früher und schätzen zudem ihre Unabhängigkeit. Ein Drittel ist offenbar gar nicht auf der Suche. Und wenn, dann kommt für die meisten nur eine verbindliche Partnerschaft in Frage. Lieber keinen als irgendeinen.

Diese Vorstellungen sind nun gar nicht kompatibel mit den Männerwünschen. Nur halb so viele Männer wollen solo bleiben; und sie sind auch für etwas Unverbindliches zu begeistern. Wenn etwas Festes, so die Studie weiter, dann mit einer Partnerin mit «Sex-Appeal» und – vor allem bei Männern über 40 – mit «Organisationstalent».

Selbst die an sich positive Konstellation, dass die Schweizer Single-Männer ab 40 Jahren zu den bestverdienenden in ganz Europa zählen, ist nicht unbedingt ein Wettbewerbsvorteil im Buhlen um eine neue Partnerin. Denn die moderne Frau ist meistens finanziell unabhängig. Auch den starken Mann markieren ist keine gute Strategie, schon gar nicht, wenn offensichtlich wird, dass die vermeintlichen Heldentaten Jahrzehnte früher stattgefunden haben.

Da kann man im Balzdossier schon eher damit punkten, dass der Mann im Verlauf der Evolution dazugelernt hat und sich nicht scheut, im Haushalt mitanzupacken. Das Bundesamt für Statistik veröffentlichte eine Studie über den Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeit in den Jahren 1997 bis 2007. Demnach verbrachte der allein wohnende Mann in dieser Zeitspanne im Durchschnitt rund 15 Stunden in der Woche mit Putz- und Kocharbeiten. Aber die Gesamtheit der Männer kümmerte sich noch 1997 nur 15,7 Stunden lang um Wäsche, Kaffeeflecken auf dem Hemd und den Kochtopf auf dem Herd. Zehn Jahre später sind es immerhin 18,1 Stunden.

Er macht den Haushalt, sie den Geldjob

Beinahe die Hälfte der über 50-jährigen Männer wäre laut Umfragen durchaus bereit, den Haushalt zu übernehmen, wenn die Frau das Geld verdienen will. Und auch viele Frauen würden diesen Deal akzeptieren. Vor allem deshalb, weil ein solcher Mann für sie «Treue» und «Zuverlässigkeit» auszustrahlen scheint und auch «zuhören» kann – das alles sind Attribute, die offenbar für den alternden Mann auf dem Beziehungsmarkt immer wichtiger werden.

Ein weiterer positiver Aspekt: Der Weg über eine professionelle Partnervermittlung ist für beziehungswillige Männer billiger als für Frauen – auch wenn sie den Rabatt gar nicht nötig hätten. Bei Vertragsabschluss zahlt der Mann bis 40 Prozent weniger als die gleichaltrige Frau. Der Aufwand sei einfach grösser bei einer Frau, es müssten mehr Inserate geschaltet werden, lautet die Argumentation der Institute.

Bei aller Zahlenspielerei, beim Gewichten der Vor- und Nachteile schon ergrauter Männer auf der Balz sollte eines nicht vergessen gehen: Als statistische Grösse existiert «der Single» nicht. Am ehesten findet man ihn unter den erwachsenen Personen, die in Einzelhaushalten wohnen. Das sind hierzulande fast 950'000 Frauen und Männer.

17 Prozent der über 40-jährigen Männer leben in der Schweiz allein. Bei den Frauen in dieser Altersklasse sind es ganze 22 Prozent. Das lässt nochmals hoffen und einen positiven Schluss zu: Der Mann ist also in der Minderheit und hat die Wahl. Das sollte er doch zu seinem Vorteil nutzen können.