Bei Anlagen und Dividenden denken die einen ans Reichwerden. Und die anderen an Gespräche mit dem Unterhaltungswert eines Stücks Toast. An den Apéros nach Generalversammlungen von Schweizer Weltkonzernen werden beide Annahmen widerlegt, wie ein Augenschein zeigt.

Niemand ist reich. Aber langweilig ist es auch nicht.

Das hat mit den markigen Sprüchen der Kleinanleger zu tun. «Wenn ich so lebte, wie das die Klima-Aktionäre teilweise forderten, dann müsste ich heute mit dem Esel anreisen», sagt René am Rand der Holcim-GV.

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Aktionär mit Aperoteller - Wer Aktien besitzt, kann mitreden. An der Generalversammlung, zum Beispiel. Der Beobachte weiss, was man dabei beachten muss

«Ich habe Enkel. Ich will, dass sie in einer guten Welt aufwachsen»: Kleinaktionär René

Quelle: Boris Müller

Aber auch René findet: Klimaverantwortung bei Schweizer Konzernen ist notwendig. «Ich habe Enkel. Ich will, dass sie in einer guten Welt aufwachsen.»

Zur Reportage

Der Beobachter hat an Generalversammlungen von Schweizer Unternehmen herumgefragt: Was können Anlegerinnen und Anleger tun, um Firmen, bei denen Sie investiert sind, in die Verantwortung zu nehmen?

Fünf Tipps für mehr Mitsprache

  1. Sorgfältig auswählen. Investieren Sie gezielt in Unternehmen, die Lösungen für den Klimawandel entwickeln und messbar positive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Zum Beispiel: Hersteller von Windkraftanlagen, Entwickler von Solaranlagen oder Anbieter von nachhaltiger Mobilität.

    Bevor Sie aktiv werden, lohnt sich eine Recherche: Nutzen Sie Nachhaltigkeitsberichte, Ratingagenturen und NGOs als Informationsquellen. Wie sieht die aktuelle Klimapolitik des Unternehmens aus? Gibt es öffentlich zugängliche Informationen zu Emissionen, Reduktionszielen und Strategien?

  2. Ausschlusskriterien festlegen. Wenn Ihnen Nachhaltigkeit am Herzen liegt: Investieren Sie nicht in Unternehmen, die in klimaschädlichen Branchen wie Kohle, Öl oder Flüssiggasabbau tätig sind.

  3. Aktiv den Dialog suchen. «Eine Aktie reicht, um hier mitzureden», sagt eine Anlegerin zum Beobachter. Nutzen Sie Ihr Rederecht auf Generalversammlungen, um klimafreundliche Unternehmenspolitik einzufordern. 

    Das kann einen Einfluss haben, wie der Beobachter in einer Reportage nachzeichnet. Wem die Bühne an der Generalversammlung etwas zu gross ist, der kann seine Fragen auch schriftlich an das Unternehmen schicken. Reichen Sie Anträge ein, die konkrete Massnahmen zum Klimaschutz fordern. Und welchen Knopf sollen Sie bei den Abstimmungen über die Traktanden drücken? Beim Stimmrecht kann man sich zum Beispiel an den Abstimmungsempfehlungen von Ethos oder Actares orientieren. Stimmen Sie gegen die Entlastung des Vorstands, wenn Sie mit der Klimapolitik des Unternehmens nicht einverstanden sind.
     
  4. Sich verbünden. Gemeinsam mit anderen Aktionären können Sie mehr erreichen. Tauschen Sie sich aus, koordinieren Sie Ihre Aktivitäten und bündeln Sie Ihre Stimmrechte. Bei Exxon Mobil, einem der weltgrössten Ölproduzenten, haben Aktionäre auf diese Weise drei von zwölf Verwaltungsräten austauschen können. Auch in der Schweiz gibt es unter dem Dach der Klima-Allianz eine Gruppe von Anlegerinnen und Anlegern, die Druck auf die Schweizerische Nationalbank ausüben. 
     
  5. Zum Punkt kommen. SNB-Aktionärin und Klima-Aktivistin Asti Roesle sagt zum Beobachter: Wer an einer GV redet, muss zielstrebig sein. Sich kurz halten, ein konkretes Problem benennen und zum Schluss dem Verwaltungsrat eine präzise Frage stellen. Die Mit-Aktionäre sind dann nicht genervt – und der VR kann sich nicht wegducken. 

Viele wollen ihr Geld umweltverträglich investieren. Aber nicht alle haben Aktien, sondern investieren in ETFs oder Fonds. Was muss man dort beachten, um nachhaltig unterwegs zu sein? Denn das Angebot ist gross, aber nicht immer sauber.

Quellen