Kommentar zu CO₂-Kompensationen im Ausland
Die Politik des Bundes ist fahrlässig
Ziel erst zu 0,04 Prozent erreicht: Der unglaubliche Rückstand bei der CO₂-Kompensation im Ausland zeigt, wie wenig das Klima die Politik kümmert.

Veröffentlicht am 27. September 2025 - 06:00 Uhr

Mit neuen Kochöfen sparen Menschen in Ghana CO₂ ein – für die Schweiz. Doch das reicht nirgendhin.
Quelle: Emmanuel K. Dogbevi, iStock, Freepik - Montage und Retusche: BeobachterDie Schweiz will einen Drittel ihrer CO₂-Einsparungen mit Projekten im Ausland realisieren. Diese Strategie scheitert. Das zeigt eine Recherche des Beobachters.
Trotz vielen Jahren der Aufbauarbeit hat die Schweiz in den letzten beiden Jahren nur sehr wenige CO₂-Zertifikate aus Klimaprojekten im Ausland bekommen. Um genau zu sein: weniger als ein halbes Promille dessen, was eigentlich nötig wäre, um das Klimaziel zu erreichen. Kaum vorstellbar, dass man die restlichen 99,96 Prozent bis 2030 aufholen kann.
Dieser Plan scheitert spektakulär. Eine verheerende Bilanz.
Zu wenig transparent, zu weit weg
Das ist die Quittung für die ambitionslose Klimapolitik von Bundesrat und Parlament. Die Verlockung war zu gross, mehr Klimaschutz aus dem Ausland einzukaufen, statt ernsthaft über unpopuläre Massnahmen im Inland zu reden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Nachdem das Stimmvolk 2021 das CO₂-Gesetz versenkt hatte, gab es erst recht keine Mehrheiten für ehrgeizige Pläne.
Zu diesem Schwerpunkt
Was jetzt tatsächlich im Ausland passiert, ist für die Schweizer Öffentlichkeit nur schwer nachvollziehbar. Zu kompliziert, zu wenig transparent, zu weit weg. Und deshalb auch zu einfach zu verdrängen. Alle hoffen einfach, dass es am Ende doch gut kommt. Auch die Politikerinnen und Politiker. Damit streuen sie uns Sand in die Augen.
Der Bundesrat verschärft das Problem
Gleichzeitig verschärft der Bundesrat das Problem. Er schwächt mit seinem Sparpaket erfolgreiche klimapolitische Instrumente im Inland. Etwa das Gebäudeprogramm. Und damit ausgerechnet den Sektor, der bis jetzt für die Schweiz den Karren aus dem Dreck zieht und punkto Klimaschutz am meisten erreicht hat. Wenn man solche erfolgreichen Massnahmen ausbremst, erhöht das den Druck auf Projekte im Ausland. Weil dann mit ihnen noch mehr CO₂ kompensiert werden muss, um das Ziel zu erreichen.
Heute ist das Pariser «Klimaziel 2030» völlig ausser Reichweite. Die bisherige Politik war fahrlässig. Das Parlament muss dringend einen Realitätscheck machen und in Zukunft mutigere Entscheide treffen.




