Grün, blau, gelb, pink gestreifte Packung, der Name «Die Butter» in grosser Schrift – Schweizer Kochbutter hat hierzulande einen Erkennungswert wie Aromat und Toblerone. Ein Blick auf die Rückseite der ikonenhaften Packung enthüllt derzeit aber Verwirrendes: «Hergestellt in der EU», steht da. Gleich neben «Hergestellt in der Schweiz».

«Was? Karren die jetzt Schweizer Milch in die EU zum Verarbeiten?» fragt man sich unwillkürlich. Die Antwort ist noch befremdlicher. Der Rahm, aus dem die Butter geschlagen wurde, hat nichts mit helvetischen Hornviechern zu tun. Es ist zu 100 Prozent EU-Sahne.

Der Butterberg ist längst ein Tal

Verkauft wird die Import-Butter im falschen Kleid zum selben Preis wie das Schweizer Produkt.

Hintergrund für den Seitensprung: Aus dem jahrelang besungenen Butterberg wurde in den letzten Monaten ein Tal. Bereits Ende April hatte die Branchenorganisation Milch deswegen beim Bund eine Importerlaubnis angefordert. 3000 Tonnen wurden bewilligt.

Ganz andere Tierwohl-Gesetze

Nicht nur Konsumenten, auch der bäuerlichen Interessengemeinschaft für einen fairen Milchmarkt BIG-M stösst die EU-Kochbutter auf wie saure Milch. Sie verlieren nach eigenen Angaben eine Marke, unter der ein grosser Teil der Schweizer Butter verkauft wurde.

Zudem verrate der Detailhandel damit den Nachhaltigkeitsgedanken, moniert die IG. Zu Recht. Die EU-Butter wird unter ganz anderen Bedingungen produziert. Während Schweizer Kühe gentechfrei gefüttert werden und an mindestens 90 Tagen ins Freie können, ringt man in Brüssel immer noch um ein Tierwohlprogramm und um eine Verschärfung von Umweltauflagen, die hierzulande schon lange umgesetzt sind.

Bewirtschaftet wird das Label «Die Butter» von der Branchenorganisation BO Butter. Erst nachdem BIG-M kritisiert hatte, dass die EU-Butter auf der Website diebutter.ch nach wie vor als Produkt aus Schweizer Milch angepriesen werde, platzierte BO Butter einen entsprechenden Disclaimer. Aber mal ehrlich: Waren Sie schon mal auf dieser Website?

«Für dumm verkauft»

Etikettenschwindel, falsche Preisangaben, haarsträubende Werbung oder sonst ein Reinfall: Für Ärger von Konsumentinnen und Konsumenten ist leider nur allzu häufig gesorgt. Auch Beobachter-Redaktorinnen und -Redaktoren fühlen sich öfters für dumm verkauft. Was sie dabei erleben, lesen Sie unter dieser Rubrik.

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Matthias Pflume, Leiter Extras
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