Der Trick mit dem Holz, das es nicht gibt
Gauner aus Benin haben ein neues Geschäft. Mithilfe von Fake-Konten auf Facebook kassieren sie in der Schweiz für fiktives Brennholz.
Veröffentlicht am 8. September 2022 - 16:15 Uhr
Die Masche ist raffiniert: Wer auf der Verkaufsplattform Marketplace von Facebook nach Brennholz sucht, findet derzeit Dutzende von Angeboten. Das Holz lagert angeblich in Ortschaften wie Fehraltdorf ZH, Willisau LU und Füllinsdorf BL.
Die Inserate wirken auf den ersten Blick authentisch, haben aber etwas gemeinsam: Das angebotene Holz gibt es nicht. Die Bilder der Scheiterbeigen wurden im Netz geklaut, der Text wurde von seriösen Holzinseraten kopiert, die Verkäufer verstecken sich hinter Fake-Konten mit echt klingenden Namen und abgekupferten Profilbildern.
Die Aargauerin Barbara Gloor bestellte vier Ster Buchenholz für 441 Franken. «Ich war skeptisch, weil es fast unmöglich günstig war.» Als sie die Rechnung mit dem Logo des Holzhändlers Zürich Holz AG erhielt, war für sie klar, dass etwas nicht stimmen kann. Als Bankverbindung war nicht die Holzhandelsfirma aufgeführt, sondern eine Privatperson. Gloor informierte in der Folge die Firma, deren Namen für den Betrug missbraucht worden war.
Kein Einzelfall
Es ist nicht der einzige Fall. Dem Beobachter liegen weitere gefälschte Rechnungen vor, im Namen der Aargauer Brennholzfirma Bischofberger und der Westschweizer Entreprise Forestière aus dem Val des Travers NE.
Die Täter missbrauchen auch die Angaben Geschädigter. Irma B. etwa, die jetzt auf den Rechnungen der Pseudo-Holzanbieter als Zahlungsstelle auftaucht, suchte vor zwei Jahren über Facebook nach einem Kleinkredit – und fiel auf Profi-Betrüger aus Benin herein. Unvorsichtigerweise schickte sie ihnen damals ein Foto ihrer Identitätskarte, eröffnete für die angeblichen Kreditgeber gegen eine Provision zwei Bankkonten und reichte ihnen die Zugangsdaten weiter. Irma B. wurde so vom Opfer zur Mittäterin. Sie wurde inzwischen wegen mehrfacher Geldwäscherei verurteilt und muss 5320 Franken für eine Busse und Verfahrenskosten bezahlen. Wegen der Holzbetrügereien könnte sie nun sogar erneut in ein Strafverfahren verwickelt werden.
- Trauen Sie keinen Offerten für Kleinkredite auf Facebook.
- Kaufen Sie online keine Waren gegen Vorauszahlung. Bezahlen Sie bar, bei der Übergabe.
- Seien Sie skeptisch, wenn Angebote auf Online-Marktplätzen auffällig günstig sind.
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