Der Beobachter warnte über ein Jahrzehnt lang vor den fragwürdigen Praktiken der Business Academy: Mit nutzlosen, teuren Weiterbildungskursen zog sie Jugendlichen das Geld aus der Tasche. Jetzt ist die Fairpay GmbH, das eigentliche Herz des Business-Academy-Konglomerats, überschuldet und muss ihre Bilanz deponieren.

Umfangreiche Recherchen des Beobachters zeigen nun: Mit simplen Tricks haben die Verantwortlichen die Ermittlungsbehörden jahrelang an der Nase herumgeführt. 2012 musste die Zürcher Staatsanwaltschaft ihr Strafverfahren gegen die Business Academy einstellen. Das Dossier hatte über sechs Jahre hinweg mehrmals die Hände gewechselt, am Schluss war von den vermuteten Widerhandlungen gegen das Lotteriegesetz und das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb nichts übrig geblieben. Die Vorwürfe haben sich «nicht anklagegenügend beweisen» lassen, heisst es in der Einstellungsverfügung lapidar. In der Realität war der Fall noch viel krasser: Den Ermittlern ist bis heute nicht klar, wer hinter der Business Academy steht.

Der Drahtzieher

Für das fragwürdige Geschäft verantwortlich waren drei Personen, zeigen Recherchen des Beobachters. Der mutmassliche Drahtzieher heisst Thomas Cardoso Feitosa. Er agiert seit über zehn Jahren verdeckt. Von seiner Rolle hatten die Ermittler während des Strafverfahrens keine Ahnung, obwohl sie gegen ihn gleichzeitig wegen Verdachts auf Geldwäscherei ermittelten. Die Raiffeisenbank Würenlos hatte 2009 aufgrund Cardosos hoher Einnahmen Verdacht geschöpft. Dieser erklärte, er sei als selbstständiger Verkaufstrainer für mehrere Firmen tätig, unter anderem für die Business Academy. Was die Ermittler nicht wussten: Er war die Schlüsselperson, wie mehrere involvierte Personen übereinstimmend berichten. Ein halbes Jahr nach dem Ende des Verfahrens gegen Business Academy wurde auch das Geldwäschereiverfahren gegen Cardoso eingestellt.

Cardosos Trick: Er trat nie öffentlich für die Business Academy auf, obschon er jahrelang im Büro von Fairpay im alten Industriegebäude in Adliswil arbeitete – und intern die Fäden zog. An den Verkaufsveranstaltungen sass der gross gewachsene, blonde Mann jeweils diskret in der hintersten Reihe, berichten mehrere Zeugen. Er trug schwere Goldkettchen, das gegelte Haar nach hinten gekämmt. Er trieb das System an und kreierte die Organisation, lauten übereinstimmende Einschätzungen.

Atemberaubendes Monatsgehalt: Windige Verkäufer von Business Academy versprachen Gutgläubigen das Blaue vom Himmel.

In den Gründungstagen von Business Academy hiess Cardoso noch Thomas Remmele. Doch dieser Name hätte ein Problem werden können. Remmele, so ein Gerücht, soll in den frühen Nullerjahren im Kanton Bern in ein Wirtschaftsdelikt verwickelt gewesen sein. Ob Remmele damals verurteilt wurde, ist nicht klar. Das bernische Obergericht verweigerte dem Beobachter mit formaljuristischen Gründen die Einsicht in ein allfälliges Urteil.

Hartnäckig hält sich auch die Geschichte, Remmele habe sich nach seinem angeblichen Gefängnisaufenthalt in Brasilien zurückgezogen, um Gras über die Sache wachsen zu lassen. Belegen lässt sich nur, dass er seinen Namen und damit seine womöglich straffällige Vergangenheit verwischen konnte. Aus Brasilien zurück, trug er noch seinen Geburtsnamen. Die damalige Wohngemeinde Bronschhofen SG führte ihn 2004 als Thomas Remmele-de Faria. Drei Jahre später, er zog gerade von Neuenhof AG weg, hiess er plötzlich Thomas Cardoso Feitosa.

Womit Remmele sein Geld verdiente, ist nicht klar. Angeblich hat er sich primär aus Einnahmen der Business Academy/Fairpay finanziert. Thomas Cardoso alias Remmele war für den Beobachter nicht erreichbar. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Er hat sich inzwischen nach Pristina im Kosovo abgesetzt. Angeblich hat er sich mit seinen einstigen Geschäftspartnern verkracht. Aus dem Fundus der Fairpay soll er eine Liste ehemaliger Business-Academy-Schuldner mitgenommen haben, die er fortan aus der Ferne zu Geld machte. Tatsächlich erhalten Business-Academy-Geschädigte Zahlungsaufforderungen von einer in der kosovarischen Hauptstadt domizilierten Firma namens Faton Inkasso.

Der Geldeintreiber

Der Trick, mit dem sich die Verantwortlichen der Business Academy aus der Verantwortung stehlen konnten, war ganz einfach: Die Firma nannte sich ab 2006 Fairpay GmbH und diente offiziell nur noch als Inkassofirma für die in der Karibik domizilierte Business Academy Incorporation und andere Gesellschaften wie die Eternicom (siehe «Achtung: Fragwürdige Forderungen»). De facto waren diese Gesellschaften zwar eine wirtschaftliche Einheit, offiziell aber mimten die Exponenten der Fairpay die Ahnungslosen in Bezug auf die Offshoregesellschaft Business Academy und andere Firmen. «Die Offshorekonstruktion mit dem Firmensitz in der Karibik war Remmeles Idee», sagt ein in den Anfängen Involvierter.

Bis heute ist gemäss Handelsregister Remmeles Kumpel Luciano Gutiérrez Kopf der Geldeintreiberfirma Fairpay. Dieser wollte sich zum bevorstehenden Konkurs nicht äussern. Fragen des Beobachters liess er unbeantwortet. So bleibt auch unklar, weshalb Gutiérrez weiterhin mit Cardoso zusammenarbeitete, obschon er im kleinen Kreis schon früher sagte, er wolle nichts mehr mit ihm zu tun haben. Gutiérrez hat sich damals nach Spanien zurückgezogen, wo er mit der Immobilienfirma Vivalavida tätig war. Fairpay übergab er seinem Schwager Raffaele Oppido, doch als die Spanien-Firma pleiteging, kehrte Gutiérrez in die Schweiz zurück.

Der Erfolgsmanager

Vivalavida war ein Gemeinschaftsprojekt mit dem dritten Mann der Business Academy: Gerd H. Er leitete die sündhaft teuren Weiterbildungskurse, nannte sich «Motivationstrainer» und «Erfolgsmanager». Direkt an der Firma beteiligt war er nicht, soll aber für die erfolgreichen Verkaufsveranstaltungen fürstlich honoriert worden sein. Auch er liess die Anfrage des Beobachters unbeantwortet.

Gerd H. ist schon länger von der Bildfläche verschwunden. Letztmals trat er für eine Firma namens Lunidan auf. Auf öffentlichen Plätzen und vor Berufsschulen warben junge Verkäufer für Kurse und verschenkten dazu Energy Drinks. Diese stammten von Cardosos Goiano Produkte GmbH. Doch der Import von Guarana-Getränken war ein Flop, Cardoso musste die Firma drei Jahre nach dem Start liquidieren. Immerhin konnte er damit 60'000 Franken beschaffen. So viel schoss ein befreundeter Liechtensteiner Anwalt ein. Derselbe Anwalt hat Cardoso bereits einmal geholfen: 2004 bei der Offshorekonstruktion der Business Academy im Karibikstaat Saint Vincent and the Grenadines.

Achtung: Fragwürdige Forderungen

Die Masche der Business Academy war immer gleich: Auf der Strasse zogen schneidige Verkäufer gutgläubigen Jugendlichen den Speck durch den Mund. An abendlichen Verkaufsshows wurde den Teilnehmern eingetrichtert, sie würden bald monatlich 10'000 bis 20'000 Franken verdienen. Die Jugendlichen wurden so lange bearbeitet, bis sie noch vor Ort einen Kaufvertrag für teure, nutzlose Führungsseminare unterschrieben – oder spätestens in einer Einzelabreibung am Tag danach.

Bis heute versucht die Fairpay aus alten, fragwürdigen Forderungen Geld zu machen. Kurz vor dem finanziellen Ende der Firma hat sie eine unbekannte Anzahl solcher Forderungen an das Inkassobüro Inkassolution in Hünenberg ZG veräussert.

In mehreren Fällen sind die Forderungen verjährt oder schon vor Jahren beglichen worden. Die Firma Inkassolution erklärte dem Beobachter, dass man mit Betroffenen das Gespräch suche.

Firmen, die mit der Business Academy im Zusammenhang stehen: Eternicom, Maximus Ltd, PM-Lifestyle, Vivalavida, Business Converter, Lunidan, Veritas, Pay Out, Lifemagix, Unlimited Coaching, LSD Academy, Goiano, Swiss Finanz Beratung AG, Faton Inkasso (Pristina, Kosovo).

Tipp: Wer heute noch Zahlungsaufforderungen im Zusammenhang mit Business Academy, Eternicom, Fairpay etc. erhält, und Beobachter-Abonnent ist, wendet sich am besten an das Beobachter-Beratungszentrum.

So oft berichtete der Beobachter über die Business Academy

07.07.2005
Neue Geschäfte mit alter Masche

30.08.2006 
«Wollt ihr Erfolg?» - «Ja, Mann!»

10.10.2007
Und wieder eine Abfuhr für die Business Academy

03.09.2008
Business Academy auf Kundenfang

18.02.2009
Unbeirrt auf Kundenfang

02.09.2009
Kreatives Eintreiben von angeblichen Schulden

08.07.2010
Im Zweifel gegen die Opfer

13.10.2010
Eternicom: Neuer Name, alte Methoden

31.03.2011
Klar ein Fall für die Justiz

20.06.2012
Alte Masche unter neuem Namen

24.12.2014
Junge Leute im Visier