Wer bei der Migros Genossenschaftsmitglied ist, bekommt eine CoffeeB-Kaffeemaschine derzeit zum Dumpingpreis. Statt 169 Franken zahlen Mitglieder noch bis Mitte Juni nur 50 Franken für eine Kaffeemaschine. Sie funktioniert mit kompostierbaren Kaffeekugeln – und ist ein Konkurrenzprodukt zu Nespresso. 

Bei der Lancierung von CoffeeB sprach die Migros von der «grössten Innovation in der Firmengeschichte». CoffeeB sei das weltweit erste Kaffeekapsel-System auf dem Markt, das gänzlich ohne Kapsel auskomme. Der aktuelle Werbeflyer nennt es ein «revolutionäres Kaffeesystem». Die grosse Erfindung der Migros-Ingenieure ist erst acht Monate alt, doch bereits muss sie zum Dumpingpreis verkauft werden. Garniert mit dem bekannten Lockangebot-Hinweis «nur solange der Vorrat reicht». 

Die Migros findet daran nichts Besonderes: «Promotionspreise sind Teil unserer Verkaufsstrategie. Wie die meisten Kaffeemaschinenhersteller setzen wir während des Jahres immer wieder gezielt Promotionspreise und ‑mechanismen ein», teilt ein Sprecher mit.

Die Migros betont, dass CoffeeB erfolgreich lanciert worden sei. Die kompostierbaren Kaffeekugeln seien nun sogar in Frankreich und Deutschland erhältlich, frohlockte sie im April. CoffeeB habe «grossen Anklang» gefunden, sagt der Migros-Sprecher. Verkaufszahlen will er jedoch nicht nennen. 

Migros-CoffeeB neu günstiger als Nespresso

Die Migros hat den Preis ihres CoffeeB-Kugelkaffees zudem um rund zehn Prozent gesenkt. Das ist erstaunlich. Denn laut dem Landesindex für Konsumentenpreise ist Kaffee im letzten halben Jahr im Detailhandel im Durchschnitt um knapp drei Prozent teurer geworden. Während die Preise für Kaffee stiegen, machte die Migros eine Preissenkung bei ihrem Premiumprodukt.

Der Kaffee kostet nun 47 bis 49 Rappen pro Portion. Bei der Lancierung im letzten September waren es zwischen 51 und 55 Rappen. Die Migros begründet die Preissenkung so: «Da wir bei der Produktion seit der Einführung die Mengen steigern konnten, insbesondere durch den zusätzlichen Markt Deutschland, können wir Kosten einsparen. Diesen Preisnachlass geben wir gerne weiter.»

Fakt ist: Die Migros hat ihren Kaffeekugelpreis unter das Preisniveau von Hauptkonkurrentin Nespresso gedrückt. Nestlé verlangt im Nespresso-Shop mindestens 50 Rappen pro Portion. 

Gefangene Kundschaft bei der Migros

Doch günstiger als Nespresso ist das Migros-Kugelsystem nicht zwingend. Der grosse Unterschied: Mit einer Nespresso-Maschine kann man fremdgehen. Der Kaffee fliesst auch mit Kapseln von Denner, Coop, Aldi, Lidl oder der Migros – es muss nicht zwingend Nestlé sein. Dadurch lässt sich bei Bedarf kräftig sparen. Bei M-Budget von Migros kostet eine Kapsel für eine Nespresso-Maschine zum Beispiel nur 16,5 Rappen. 

Diese Sparmöglichkeit gibt es beim System CoffeeB nicht. Kundinnen und Kunden, die jetzt für 50 Franken eine Kaffeemaschine kaufen, müssen bei der Migros danach die teuren Kugeln nutzen. Eine Ausweichmöglichkeit gibt es nicht. Pro Kilo ist CoffeeB rund siebenmal teurer als gemahlener Kaffee. 

Immerhin: CoffeeB ist viel umweltfreundlicher als herkömmliche Kapselsysteme, weil mit dem Migros-System kein Abfall anfällt wie bei anderen Anbietern. «Jedes Jahr landen 60 Milliarden Plastik- oder Alukapseln im Müll», betont die Migros auf dem Werbeflyer. CoffeeB-Kugeln könnten zu 100 Prozent kompostiert werden und taugten als natürlicher Dünger in der Blumenerde. Die Kugeln sollen also das können, was herkömmlicher Kaffeesatz schon lange kann. 

Nespresso will ebenfalls umweltfreundlich werden

Mitte Juni will Nespresso nachdoppeln und in der Schweiz ebenfalls kompostierbare Kapseln anbieten. Auch Nestlé wirft dabei mit Superlativen um sich: Neu werde eine «bahnbrechende Kapsel auf Papierbasis für die Heimkompostierung» verkauft, teilte der Konzern mit.

Statt Aluminium-Plastik-Kapseln soll es also Papier sein. Ob diese tatsächlich im kommunalen Grüngutcontainer landen dürfen, müssen dann wohl die Schweizer Gemeinden erst noch entscheiden. 

Auch beim Preis versucht Nespresso, die Migros-Offensive abzuwehren. So verkauft Nespresso seine eigenen Maschinen bis am 1. Juni ebenfalls zu Dumpingpreisen. Die günstigste Kleinmaschine kostet im Nespresso-Shop 29 statt 109 Franken. Bei teureren Nespresso-Maschinen ist die Preisreduktion noch grösser. Nestlé setzt dabei das volle Lockangebot-Repertoire ein: Zuerst ist die Aktion bis zum Muttertag befristet. Dann läuft sie einfach weiter mit dem Vermerk: Nur «solange der Vorrat reicht».