Die eidgenössischen Wahlen sind vorbei – und so bald die Ära von Nositsch, dem Zürcher Ständeratsduo Noser & Jositsch. Dann ist auch diese schampar kreative Namenskombination passé. Wie schon Merkozy (Merkel & Sarkozy) sowie dessen Nachfolgeduo Merkel & Hollande, von bösen Zungen Merde genannt. Schon etwas länger passé sind Brangelina (Brad Pitt & Angelina Jolie) und auch Federinka (Federer & Wawrinka).

Also fertig lustig mit sogenannten Kofferwörtern? Nein. Sie geistern weiter durch die sozialen und die asozialen Medien: Die Finfluencerin (Finanzinfluencerin) gibt Anlagetipps, eine Schweizer Skirennfahrerin bewirbt als Sunfluencerin Sonnencreme, der Fitfluencer protzt mit prallen Muskeln, der Mindfluencer hilft beim achtsamen Selbstoptimieren, der Sinnfluencer (ein seelsorgender Geistlicher) haucht mehr Sinn in unser Leben. Nicht zu verwechseln mit dem Sinfluencer (vor allem in einer nicht näher genannten Kirche anzutreffen).

Göffel, Glamping und Workation

Ausserdem reisen wir in die Berge zum Glamping (glamouröses Camping), wo selbst für Eichhörnchen ein Dresscode gilt. Arbeiten müssen wir trotzdem, darum sind wir in der Workation (work & vacation). Während dort beim Brunch ein fruitastic Saft die Kehle runterrinnt und wir mit dem Göffel (Gabel & Löffel) in unserem cremesationellen Müesli herumstochern, versaut der in den Alpen entertainende Sänger, der Alpentainer, die Bergstille. Obwohl wir ihn im Alltag mögen, nervt er hier oben – ein Frenemy (friend & enemy).

So kehren wir unselbstoptimiert ins Unterland zurück und machen eins auf Sickfluencerin (krankfeiern vor virtuellem Publikum) und Sleepfluencerin (Wer pennt am schönsten vor der Kamera?).

Nachkommen des Selfies

Apropos -fluencer: Die schmeissen ja regelrecht mit Fotos von sich selbst, diesen Selfies, um sich. Etwa mit Helfies (Haar-Selfies), Gelfies (Gruppen-Selfies), Kelfies (Kuss-Selfies), Nelfies (Nackt-Selfies) oder Shoefies (Shoe-Selfies).

Ach, es gäbe noch so viele Kofferwörter – man könnte glatt ein Listicle (list & article) draus machen. Das müsste man mal austesten und darüber einen Testartikel schreiben: Testicle? Wohl eher nicht. Jedenfalls: Sogar wenn die Welt untergeht und von der Sintflut heimgesucht wird, bleiben immer noch: die Sintfluencer.