Bäume pflanzen – bringts das wirklich?
CO₂-Emissionen durch Aufforstung zu kompensieren, funktioniert nicht immer. Warum? Wir erklären es auf drei Arten.
Veröffentlicht am 25. April 2024 - 07:13 Uhr
So erklären wir es dem Kind
Bäume machen die Luft sauberer. Mehr Bäume sind darum gut fürs Klima. Aber nicht jeder neue Baum hilft. Denn nur ein alter Baum ist gut fürs Klima. Und er muss am richtigen Ort gepflanzt werden.
So dem Teenager
Bäume entnehmen der Luft Kohlendioxid und wandeln es in Sauerstoff um. Gibt es mehr Bäume, sinkt also der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre. Das wirkt dem Treibhauseffekt entgegen, der unser Klima aufheizt. Von daher ist es nicht falsch, wenn wir versuchen, unsere CO₂-Emissionen zu kompensieren, indem wir Bäume pflanzen.
Allerdings braucht es Zeit, bis Bäume wirken. Je älter ein Baum ist, desto mehr CO₂ kann er der Atmosphäre entnehmen. Stirbt er nach wenigen Jahren ab, hat er keinen Klimaeffekt, sondern nur Ressourcen wie Wasser verbraucht.
Werden Bäume in Trockengebieten gepflanzt, können sie lokal sogar zur Klimaerwärmung beitragen, weil ihre Blätter in der Regel dunkler sind als Wüsten- oder Steppenböden. Sie reflektieren weniger Sonnenstrahlung und erhitzen so ihre Umgebung, wie eine Studie aus Israel zeigt.
Darum sollten besser bestehende Wälder verdichtet oder frühere Wälder wieder aufgeforstet werden, als dass man in Trockengebieten neue Bäume pflanzt.
Zur Rubrik «Klima? Klar!»
Und so Erwachsenen
Wie viel CO₂ ein Baum oder ein Wald der Atmosphäre entnimmt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Die wichtigsten sind, wie alt der Wald ist, wo er angepflanzt wird und aus welchen Baumarten er besteht. Fichten wandeln weniger Kohlendioxid in Sauerstoff um als Kiefern, Eichen oder Buchen. Mischwälder sind bessere Kohlenstoffspeicher als Monokulturen, resistenter gegen Schädlinge und widerstandsfähiger bei Stürmen.
Wer den Klimaschaden einer Flugreise über ein Baumpflanzprojekt mildern will, soll auf diese Punkte achten. Vor allem muss der Anbieter den Nachweis liefern, dass der versprochene Kompensationseffekt tatsächlich eintritt. Eine ETH-Studie zeigte 2023, dass nur zwölf Prozent der verkauften CO₂-Emissionszertifikate tatsächlich Emissionen reduzieren.
Besser, als Bäume zu pflanzen, ist, den bestehenden Wald zu schützen, insbesondere den tropischen Regenwald. Ein Hektar tropischer Regenwald bindet rund 200 Tonnen Kohlenstoff. Wird diese Fläche gerodet, gelangt der Kohlenstoff als CO₂ wieder in die Atmosphäre – ein Hektar Regenwald abzuholzen, ist fürs Klima so schädlich, wie wenn eine Person 87 Mal von der Schweiz nach New York und zurück fliegt.
Haben Sie Fragen zur Klimakrise? CO2, Wärmepumpe, Elektroautos: Die Klimakrise ist komplex. Kein Wunder, überfordert das Thema viele Leute. Wenn auch Sie Fragen haben, auf die Sie sich eine einfache Antwort in der Beobachter-Rubrik «Klima? Klar!» wünschen, dann schreiben Sie dem Beobachter eine E-Mail. Zu den besten Inputs werden wir ein «Klima? Klar!» publizieren.
1 Kommentar
Niemand spricht über den Wachstums-Zwang unseres Wirtschaftssystems!
Greenwashing wo man nur hinschaut. Hauptsache wir haben ein gutes Gewissen und konsumieren immer weiter immer mehr und immer schneller.
Warum werden wir eigentlich täglich mit tausenden Werbungen manipuliert?
Weil die Wirtschaft wachsen muss. So einfach und so fatal.
Wenn ich meine Pullover aus recycling Bambus-Ess-Stäbchen-Fasern selber häckle, fühl ich mich toll. Ich leide, ich verzichte, ich rette die Welt. Quatsch!
Die Wirtschaft muss andauernd weiter wachsen. Jetzt geht durch mein Green-Häckeln Wachstum verloren, also werden einige Werbungen zusätzlich aufgeschaltet, damit man einige andere Konsumenten zu einem zusätzlichen Kauf motivieren kann. Also bringt sparen eigentlich gar nichts, weil nur schon ein Stagnieren der Wirtschaft, (also einfach genau gleich schnell weiter Dinge verbrauchen wie bisher), wäre sehr schlimm. Wir brauchen andauernd zusätzlichen Wachstum. Wir, die Wirtschaft, ein grosser Teil der Welt. Aber wir zeigen gerne auf Andere, damit wir kein schlechtes Gewissen haben müssen.
Sparen wir uns die Scheinheiligkeit mit den ganzen Greenwashing-Ideen, ganz ehrlich betrügen wir ja nur uns selber.
Verwenden wir lieber die Energie um vielleicht mal über die Ursache nachzudenken. Warum verbrauchen wir viel zu viel Ressourcen? Warum reden wir nicht mal mehr über unsere aktive Tat Umweltverschmutzung? Warum verlagern wir das Thema zu den Smptomen? Klimawandel. CO2 Emissionen. Das sind beides S mptome und nicht die Ursache.
Wir Menschen verbrauchen viel zu viel unnötiges und verpessten damit die Welt, weil unsere System ewigen Wachstum zwingend braucht.
Vielleicht reden wir mal wieder über die Ursache und nicht über das neuste Greenwashing-Produkt, was uns ein gutes Gewissen vorgaukelt.
Ach so. Wir können natürlich sehr viele Bäume pflanzen. Bis aber die unser verbranntes Erdöl ersetzen werden, müssen wir noch hundertausende Jahre weiter greenwashend auf ein Wunder warten.