Die Nichtregierungsorganisation Transparency International hat am Dienstag einen Bericht zur weltweiten Korruption veröffentlicht. Das sind fünf Erkenntnisse daraus.

Wo steht die Schweiz?

Die Schweiz erreicht 82 von 100 Punkten auf dem Korruptionsindex. Damit liegt sie auf Platz 7. Sie gehöre zwar immer noch zu den zehn bestplatzierten Ländern, verfehle die möglichen Bestwerte aber deutlich, schreibt Transparency Schweiz. 

Die Schweiz macht mit diesem Ergebnis in der Korruptionsbekämpfung keinen Fortschritt. Vor einem Jahr hat sie noch 84 Punkte erzielt, von 2017 bis 2020 sogar 85 Punkte. Bei einzelnen Fachorganisationen, auf deren Einschätzungen der Korruptionsindex aufbaut, erreichte die Schweiz laut Transparency neu gar weniger als drei Viertel der möglichen Bestwerte.

Was muss die Schweiz besser machen?

Martin Hilti, Geschäftsführer von Transparency Schweiz sagt: «Bei der Korruptionsbekämpfung im öffentlichen Sektor entfernt sich die Schweiz erneut, wie bereits im Vorjahr, von den möglichen Bestwerten.» Es gelte, die weiterhin stark verbreitete Vetternwirtschaft zu unterbinden sowie den Umgang mit Interessenskonflikten und die Regulierung des Lobbyings zu verbessern. Ferner müsse auf Kantons- und Gemeindeebene Transparenz über die Politikfinanzierung geschaffen werden. «Noch immer kennen die meisten Kantone und Gemeinden keine entsprechenden Bestimmungen», sagt Hilti. 

Deutliche Verbesserungen brauche es aber auch in Bereichen, die der Korruptionsindex gar nicht misst, so insbesondere in der Korruptionsbekämpfung im Privatsektor, der Strafverfolgung von Unternehmen, der Geldwäschereibekämpfung und beim Schutz von Whistleblowern.

Wie wird Korruption gemessen?

Der Bericht erfasst die Wahrnehmung der Korruption im öffentlichen Sektor in 180 Ländern. Der Wert für jedes Land ist eine Kombination von 5 bis 13 Indizes, Erhebungen und Einschätzungen von Fachpersonen und unabhängigen Institutionen. Hohe Werte stehen für eine geringe Korruptionsanfälligkeit.

Unter anderem fokussiert der Korruptionsindex auf folgende Themen: Bestechung, Veruntreuung öffentlicher Gelder, Beamte, die ihr öffentliches Amt zur privaten Bereicherung nutzen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen, und die Bemühungen von Regierungen, die Korruption im öffentlichen Sektor einzudämmen. Nicht abgebildet wird im Index Steuerbetrug, Geldwäsche, unerlaubte Finanzströmen oder die unmittelbare Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger mit Korruption.

Wie ist die Situation weltweit?

Der Index zeigt: Korruption ist rund um den Globus stark verbreitet. Der weltweite Durchschnitt beträgt 43 von 100 Punkten. Zwei Drittel der untersuchten Länder erreichten nicht einmal 50 Punkte. 90 Prozent der Länder haben in den vergangenen fünf Jahren kaum Fortschritte gemacht, in vielen Ländern nimmt die Korruption sogar zu. Das verschlechtere den weltweiten Frieden. Korruption sei sowohl Hauptursache dieser Verschlechterung als auch eine der Folgen davon, schreibt Transparency International.

An der Spitze der Liste stehen Dänemark, Finnland und Neuseeland. Zuhinterst liegen Somalia, Südsudan und Syrien.

Welche Massnahmen braucht es?

Transparency schlägt im Bericht Massnahmen vor, um Korruption zu vermeiden:

  • Gewaltenteilung fördern und Kontrolle stärken: Aufsichtsbehörden müssen über ausreichende Ressourcen und Unabhängigkeit verfügen, und Regierungen sollten institutionelle Kontrollen verstärken.
  • Zugang zu Informationen stärken: Regierungen müssen sicherstellen, dass die Öffentlichkeit zugängliche und aussagekräftige Informationen erhält. Für die Zurückhaltung von Informationen braucht es klare Richtlinien.
  • Privaten Einfluss begrenzen: Lobbyarbeit soll reguliert und politische Entscheidungen in fairen und öffentlichen Verfahren festgelegt werden.
  • Transnationale Formen von Korruption bekämpfen: Die Länder mit den besten Ergebnissen müssen bei Unternehmensgeheimnissen, Auslandsbestechungen und Komplizenschaften durchgreifen und zusammenarbeiten, um illegale Vermögenswerte aufzuspüren und zu untersuchen.
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