Für viele Hausbesitzerinnen und -besitzer ist eine Wärmepumpe heute erste Wahl: Gut die Hälfte aller im letzten Jahr verkauften Heizungen hierzulande entfiel auf diesen Anlagentyp. Installiert werden Wärmepumpen nicht nur in Neubauten, sondern immer öfter auch in Altbauten – als Ersatz für fossile Heizungen.

Ein Grund sind die hohen Fördergelder, wie sie etwa der Kanton Zürich ausrichtet. Dieser zahlt bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus für den Ersatz einer Gas- oder Ölheizung durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe rund 5000 Franken und für eine Wärmepumpe mit Erdsonde sogar gut 10000 Franken.

Die Technik beider Systeme eignet sich für einen Grossteil der Liegenschaften. Die Vorabklärungen für einen Umstieg brauchen aber Zeit. «Damit man nicht vom plötzlichen Ausfall der Heizung überrascht wird, empfiehlt es sich, mit der Planung für den Ersatz frühzeitig zu starten», sagt Stephan Peterhans, Geschäftsführer der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz.

Da ein Öl- oder Gasbrenner in einem Einfamilienhaus eine Lebensdauer von rund 15 Jahren hat, sollte man zwei bis drei Jahre vor diesem Zeitpunkt erste Überlegungen für den Ersatz anstellen. Der Prozess von den ersten Abklärungen bis zur Inbetriebnahme einer Wärmepumpe dauert rund ein Jahr.

Grosse Preisunterschiede

Als Erstes gilt es, herauszufinden, ob sich eine Liegenschaft eignet und ob die Wärmepumpe sich finanzieren lässt. Wärmepumpen sind zwar in der Anschaffung teurer als eine Gas- oder Ölheizung, über ihre Lebensdauer hinweg kosten sie jedoch deutlich weniger. Bei der Erdsonden-Variante für ein Einfamilienhaus betragen die Erstellungskosten rund 60000 Franken, bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe sind es rund 40000 Franken.

Bei Liegenschaften mit einer schlecht gedämmten Gebäudehülle ist das richtige Vorgehen besonders wichtig. «Bei einem jährlichen Energieverbrauch pro Quadratmeter Wohnfläche von 15 oder mehr Litern Heizöl sollte vor oder mit dem Heizungstausch unbedingt die Gebäudehülle verbessert werden, sonst arbeitet die Pumpe unter Umständen zu wenig effizient», sagt Peterhans.

Rechnen lohnt sich

Ob die eigene Liegenschaft Verbesserungen braucht, kann man in einem ersten Schritt selbst berechnen: einfach den Öl- oder Gasverbrauch der letzten zwei bis drei Heizperioden ermitteln und den jährlichen Durchschnittswert durch die beheizte Wohnfläche teilen. Dabei gilt: Zehn Kilowattstunden oder ein Kubikmeter Gas entsprechen etwa einem Liter Heizöl.

Wenn ein Haus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche maximal 1500 Liter Heizöl oder 1500 Kubikmeter Gas verbraucht, entspricht das zehn Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Bei einem klar höheren Verbrauch lohnt es sich, vor dem Heizungstausch einen Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) erstellen zu lassen.

Dieser zeigt, wie es um den Energiestandard des Gebäudes steht und welche Massnahmen empfohlen werden.Für den GEAK besichtigt eine Fachperson die Liegenschaft. Wenn die Analyse zeigt, dass sich die Liegenschaft für das Vorhaben eignet, ist der Weg rein technisch frei für den Umstieg.

Vorab zu klären ist aber noch die Finanzierung: Sollten die eigenen Rücklagen und eventuelle Fördergelder nicht ausreichen, könnte man allenfalls auch Kapital von einem Säule-3a-Konto beziehen oder die Hypothek aufstocken.

Infografik: Von der fossilen Heizung zur Wärmepumpe

Infografik zur Umstellung auf die Wärmepumpe

Klicken Sie hier, um zur Infografik zu gelangen.

Quelle: Andrea Klaiber
Wie Sie in acht Schritten zur Wärmepumpe gelangen

Schritt 1: Daten sammeln (während Heizperiode des Vorjahres)

  • Wöchentlich und zusätzlich an sehr kalten Tagen Aussentemperatur und Temperatur des Vorlaufs der Heizung erfassen. Diese bilden später die Grundlage für die Dimensionierung der Wärmepumpe.

Schritt 2: Eignung detailliert evaluieren (Dauer: zirka 1 Woche)

  • Sind Bohrungen für Erdsonden zulässig? GIS-Karte im Internet konsultieren oder bei der lokalen Energieberatungsstelle nachfragen.
  • Haustechnikplaner evaluieren und mit diesem die nächsten Punkte klären.
  • Falls eine Erdsonde zulässig ist: prüfen, wo gebohrt werden kann.
  • Beim Elektrizitätswerk abklären, ob die Anschlussleistung für eine Wärmepumpe reicht.
  • Platzverhältnisse im Heizungskeller prüfen und Positionierung der Geräte festlegen.
  • Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe abklären, wo die Luft angesaugt und ausgeblasen und ein eventuelles Aussengerät aufgestellt werden kann.

Schritt 3: Kosten und Finanzierung klären (Dauer: zirka 1 Monat)

  • Vom Haustechnikplaner ein Grobkonzept, eventuell in Varianten (Erdsonde, Luft), erstellen lassen inklusive Kostenschätzung für alle Arbeiten (Heizung, Elektriker, Maler, Gipser, Gärtner).
  • Finanzierung detailliert prüfen: Reichen die Eigenmittel? Welche Fördergelder gibt es? Ist ein Bezug aus einem Säule-3a-Konto oder die Aufstockung der Hypothek möglich?
  • Falls nötig: Geld aus dem 3a-Konto beziehen und Antrag auf Hypothekarerhöhung stellen.
  • Antrag auf Fördergelder vor Baubeginn einreichen (sonst wird meist nicht gezahlt).

Schritt 4: Offerten und Vergabe (Dauer: zirka 1 Monat)

  • Mehrere Offerten vergleichen und Referenzen prüfen.
  • Geeigneten Anbieter auswählen, eventuell Preis nachverhandeln.
  • Arbeiten an Unternehmer vergeben, Werkverträge abschliessen.

Schritt 5: Genehmigungen einholen (Dauer: 2 bis 3 Monate)

  • Nachbarn vorinformieren und Projekt kurz vorstellen, insbesondere auch bezüglich Lärmthematik, eventuell bereits Einverständnis einholen (um Einsprachen zu verhindern).
  • Durch Installateur oder Haustechnikplaner Baugenehmigung einholen lassen (Pflicht).
  • Bohrgenehmigung durch Kanton für Erdsonde einholen (macht meist das beauftragte Unternehmen).

Schritt 6: Vorbereitungsarbeiten(Dauer: 1 Woche)

  • Nachbarn über Arbeitsbeginn orientieren.
  • Demontage des alten Öl- oder Gasbrenners.
  • Demontage Elektroboiler.
  • Anpassungen im Heizungsraum (Stellfläche für Wärmepumpe).
  • Anpassungen an Schächten (bei Luft-Wärmepumpe mit Ansaugung/Ausblasung über Schächte).
  • Sockel erstellen für Aussengerät (bei Luft-Wärmepumpe mit Aussenaufstellung).
  • Anpassungen an der Stromverteilung im Haus (falls notwendig) und an der Stromzuleitung zum Haus.
  • Bohren und Verlegen der Erdsonde (falls Wärmepumpe mit Sonde).

Schritt 7: Einbau der neuen Heizanlage (Dauer: zirka 1 Woche)

  • Installation der Wärmepumpe und des zugehörigen Warmwasserspeichers.
  • Anschluss an bestehende Heizverteilung.
  • Anschluss an bestehende thermische Solaranlage (falls vorhanden).
  • Anschluss ans Stromnetz.
  • Inbetriebnahme durch Fachperson, Einregeln der Anlage und Instruktion der Hausbesitzer.

Schritt 8: Rückbau der nicht mehr benötigten Infrastruktur (Dauer: 1 bis 2 Wochen)

  • Ausbau Tank bei Ölheizung und Neunutzung Fläche.
  • Stilllegung Gasanschluss (falls nicht zum Kochen benötigt).
  • Eventuell Rückbau Kamin, falls kein Bedarf mehr und baulich machbar.
Der Beobachter-Newsletter – wissen, was wichtig ist.

Das Neuste aus unserem Heft und hilfreiche Ratgeber-Artikel für den Alltag – die wichtigsten Beobachter-Inhalte aus Print und Digital.

Jeden Mittwoch und Sonntag in Ihrer Mailbox.

Jetzt gratis abonnieren