Die Vorfreude auf die dreiwöchigen Sommerferien ist gross – wäre da nur nicht die Sorge um die Betreuung von Haus, Garten oder Tieren: Wer leert den Briefkasten, giesst die Pflanzen und sorgt für Katze, Meerschweinchen oder Goldfisch? Die nächstliegende Lösung sind meist die Nachbarn. Aber vielleicht sind die selbst in den Ferien, oder man möchte ihnen nicht während dreier Wochen täglich den Aufwand zumuten.

Doch es gibt Alternativen: Ferien Ein Haus ohne Hüter? Post und Zeitungen lassen sich mit ein paar Mausklicks stoppen. Für Hunde existiert ein breites Angebot an Pensionen. Und für Pflanzen oder Rasen ist ein Gärtner die richtige Ansprechperson. Diesen sollte man aber frühzeitig kontaktieren. «Gerade während der Sommerferien sind Gärtner sehr gefragt und die Kapazitäten begrenzt», sagt Rolf Struffenegger, Bereichsleiter Garten- und Landschaftsbau bei Jardin Suisse, dem Unternehmerverband der Gärtner. 

Idealerweise wählt man eine Firma in der Nähe – das spart Anfahrtskosten, und der lokale Gärtner weiss aufgrund des aktuellen Wetters am besten, ob gegossen werden muss. Welche Arbeiten zu erledigen sind, bespricht man vorab. Für einen Gärtner ist mit 80 bis 90 Franken pro Arbeitsstunde zu rechnen, dazu kommt der Aufwand für die Anfahrt sowie allfällige Geräte und Materialien. Pro Einsatz kommen so schnell einmal 100 bis 200 Franken zusammen.

Allrounder für alle Fälle

Einfach organisieren lässt sich meist auch die Betreuung kleinerer Haustiere wie Katzen oder Nager. Fast in jeder Region bieten spezielle Betreuer ihre Dienste an. Sie füttern vor Ort die Tiere und reinigen Käfige oder Katzentoiletten. «Für viele meiner Kunden ist das die optimale Lösung», sagt Sabine Schaltegger, die in Winterthur den Katzenbetreuungsservice «Mieze Katze» betreibt. Sie schaut zweimal am Tag bei drei bis vier Kunden vorbei. Ein Hausbesuch kostet in der näheren Umgebung 20 Franken – andere Anbieter verlangen auch schon mal das Doppelte. Bevor Sabine Schaltegger einen Auftrag übernimmt, führt sie ein erstes Gespräch beim Kunden und gibt auf Wunsch auch Referenzen an. «Da ich einen Schlüssel erhalte, braucht es ein Vertrauensverhältnis», sagt sie. Wie beim Gärtner lohnt sich eine frühzeitige Buchung.
 

«Ich schliesse immer einen Vertrag ab, der auch eine Verschwiegenheitsklausel beinhaltet.»


Walter Bangerter, «Huusgötti»
 

Es gibt auch Allroundbetreuer, die Haustiere füttern und sich zudem um Haus oder Garten kümmern. Etwa Walter Bangerter aus Möhlin. Als «Huusgötti» mäht er den Rasen, leert den Briefkasten, giesst die Pflanzen, schaut, ob die Heizung läuft, und füllt auf Wunsch sogar den Kühlschrank. «Neben der Ferienbetreuung von Liegenschaften schaue ich zu den Häusern von Stammkunden, die immer mal wieder beruflich ins Ausland müssen», sagt er. 

Housesitter lernen die Welt kennen

Diskretion und Zuverlässigkeit sind Bangerters oberstes Gebot. «Deshalb schliesse ich immer einen Vertrag ab, der auch eine Verschwiegenheitsklausel beinhaltet.» Drei Besuche pro Woche kosten bei ihm im Umkreis von 15 Autofahrminuten pauschal 75 Franken. Dafür leert er den Briefkasten, giesst die Pflanzen und lüftet. Ähnliche Dienste finden sich in den meisten grösseren Städten. Etwa Home-Butler in Zürich oder Mamiexpress, der schweizweit präsent ist. Dort bewegen sich die Preise in einem ähnlichen Rahmen wie beim Huusgötti. So verrechnet der Mamiexpress 39 Franken pro Stunde.

Wer Haus, Garten und Tiere hingegen rund um die Uhr betreut haben möchte, hat zwei Möglichkeiten: Haustausch Haus- und Wohnungstausch Familienferien in fremden Betten oder Housesitting. Ein Haustausch eignet sich aber nur für Leute, die bereit sind, dorthin zu reisen, wo der potenzielle Tauschpartner wohnt. Finden kann man passende Partner einfach über spezialisierte Websites.

«Ich kann Teil des Lebens  vor Ort sein»

«Häuser in anderen Ländern zu hüten – diese Idee entstand, weil es mir wichtig war, dass unsere Töchter in Kontakt mit verschiedenen Kulturen kommen. Als Anthropologin bin ich da sensibilisiert. Zum ersten Mal ein Haus gehütet haben wir 2009 in Montreal. Seither waren wir in den Sommerferien an verschiedensten Orten. So etwa in Australien, Italien, Dänemark, Frankreich, in der Karibik oder in der Schweiz. Meistens waren meine Töchter mit dabei – seit sie studieren, hüte ich öfter auch mal allein ein Haus. Ich bin privilegiert: Ich unterrichte online und kann das von überall auf der Welt tun, solange es einen Internetanschluss hat. 

Die Betreuung eines Hauses und der Tiere ist für mich ein willkommener Ausgleich zu meiner intellektuellen Arbeit. Das grösste Plus des Housesittings ist aber, dass ich eine Zeitlang wie eine Einheimische leben kann. Das bringt interessante Erlebnisse mit sich. So waren wir immer wieder Teil des Lebens vor Ort und wurden von Nachbarn der Hausbesitzer eingeladen. In Neuseeland durften wir beispielsweise an einer Hochzeitsfeier dabei sein und in der Karibik sogar an einer Beerdigung.»

Sucha

Danka Sucha, 49, ist Professorin für Kulturanthropologie. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Flagstaff (USA).

Quelle: Privat

Wer fixe Vorstellungen vom Ferienziel hat, ist mit einem Housesitter besser bedient. Diese Form der Hausbetreuung hat sich in den letzten zehn Jahren dank dem Internet etabliert. Das Prinzip ist einfach: Der Housesitter darf kostenlos in der Liegenschaft wohnen, dafür muss er sich um Haus, Garten und Tiere kümmern. Auf Plattformen wie Housecarers.com oder Mindmyhouse.com bieten sich vor allem Paare oder Einzelpersonen aus den USA, Neuseeland und Australien an. Viele haben sich frühpensionieren lassen und reisen nun als Housesitter preiswert durch die Welt. 

Pioniere des Housesittings sind Susan und Alan Holtham. Sie gründeten 2004 Mindmyhouse. Heute hat ihre Organisation rund 23'000 Mitglieder. Das Vorgehen ist bei allen Plattformen ähnlich: Wer einen Sitter sucht, stellt das Objekt, die Zeitdauer und die zu erledigenden Aufgaben in einem entsprechenden Inserat vor. Interessierte Sitter können sich dann bewerben. Da man den Betreuern sein Haus mitsamt Ausstattung und Haustieren überlässt, ist die Vertrauenswürdigkeit sehr wichtig. Deshalb lohnt es sich, Referenzen von anderen Einsätzen zu verlangen und vorab via Skype zu telefonieren. So erhält man ein besseres Gefühl für das Gegenüber. Wer will, kann auch einen Vertrag abschliessen. Zudem empfehlen die Vermittlungsplattformen, die Ausweise der Housesitter zu kopieren.

Ganz ohne Aufwand ist aber auch ein solcher Haushütedienst nicht zu haben: Zum einen müssen alle wichtigen Informationen zusammengestellt werden – optimalerweise auf Englisch. Zum anderen reisen die Housesitter meist einen Tag vor der eigenen Abreise an und freuen sich darüber, wenn sie bewirtet werden. Dafür kann es gut sein, dass sie einen bei der Rückkehr mit einem Essen und einem gefüllten Kühlschrank empfangen.

Haustausch

Housesitter

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Matthias Pflume, Leiter Extras
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