Es ist ökologisch, hält fit und macht Spass. Kein Wunder, fährt das Fahrrad auf der Überholspur: 2010 kauften die Schweizer laut Angaben der zuständigen Verbände 351' 000 Velos – und «bloss» 294 '239 Autos.

Im Durchschnitt geben Schweizer 1300 Franken für ein neues Velo aus. Im Kaufpreis ist in der Regel ein Service nach drei bis sechs Monaten inbegriffen. Dieses Angebot sollte man auf jeden Fall nutzen, denn zu Beginn eines Velolebens lockern sich oft Speichen und Schrauben, was durchaus gefährlich werden kann.

Auch der Erwerb eines guten Schlosses lohnt sich: In der Schweiz werden jährlich 50'000 Velos als gestohlen gemeldet – die tatsächliche Zahl dürfte noch höher sein. Und bis das vom Dachverband Pro Velo vorgeschlagene Registriersystem eingeführt wird, dürfte noch einige Zeit vergehen. Die Abschaffung der Velovignette hingegen ist bereits beschlossene Sache: Ab 2012 ist die Versicherung für Velofahrer in der Haftpflichtversicherung integriert.

Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein neues Modell zu kaufen, hat die Qual der Wahl. Gemäss Schätzungen von Branchenkennern sind in der Schweiz über 2000 Modelle von 90 Marken im Angebot. Um das passende Velo zu finden, sollte man sich deshalb vorab genau überlegen, wofür man es braucht.

Quelle: Scott
Mountainbikes: Für Berg- und Talfahrten

Die Offroader gibt es in zahlreichen Varianten – etwa als Hardtail (mit Federgabel am Vorderrad), als Fully (mit zusätzlicher Hinterradfederung) oder als Downhill-Bike (mit extralangem Federweg). Der Rahmen ist aus leichtem Karbon oder robustem Aluminium gebaut. Auch bei den Komponenten  kommt es auf die richtige Wahl an: Den Felgenbremsen und der Wechselschaltung kann auf schlammigen Pfaden der Dreck zu schaffen machen. Scheibenbremsen und Nabenschaltung sind diesbezüglich weniger anfällig. Und sogar Riemenantrieb und 29-Zoll-Räder gibt es neu auch für Mountainbikes. Es gilt: je leichter und innovativer die Komponenten, desto teurer das Bike.

Wer neu in den Sport einsteigt, kauft sich am besten ein gebrauchtes Modell, da man oft erst nach einem Jahr weiss, was man wirklich will.

Hölzern sind nur die Bambusteile: Modell «Touring» von Boo Bicycles, Rahmen ab Fr. 4820.–

Quelle: Scott
Designvelos: Die Augen der anderen fahren mit

Ein Statement zum Lifestyle lässt sich auch mit dem Fahrrad abgeben. Besonders gefragt sind derzeit schlichte Modelle – etwa «Singlespeed»-Velos von Fixie Inc. Sie sind so puristisch wie unpraktisch: Die Eingänger haben weder Schutzblech noch Licht, und oft fehlen sogar die Bremsen. Alltagstauglich und doch elegant ist das Modell «Ott» von Vanmoof: Das Licht befindet sich im verlängerten Oberrohr, und auch an die Bremsen wurde gedacht.

Wer nicht nur auf Ästhetik Wert legt, sondern auch auf Ökologie, ist mit einem Velo von Boo Bicycles gut bedient. Der amerikanische Hersteller fertigt Fahrräder aus Bambusrohren, die in den Rahmenecken mit Karbonverstrebungen verbunden sind.

Mobiles Kinderzelt: Modell «Small Box» von Bakfiets, ab Fr. 3190.–

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Transportvelos: Der Drahtesel als Lastesel

Sie sind die Minivans unter den Zweirädern: Transportvelos, die Ladefläche für den Nachwuchs oder den Wocheneinkauf bieten. Sie kosten um die 3000 Franken und können mit bis zu 200 Kilogramm beladen werden. Ein Modell, das man hierzulande öfter sieht, ist das Cargobike des holländischen Herstellers Bakfiets (deutsch: Bäckerrad). Es ist mit 41 Kilogramm relativ schwer, aber serienmässig auch mit Elektroantrieb erhältlich. Auch hier gilt: unbedingt Probe fahren, da das Fahrgefühl sehr unterschiedlich sein kann. Für den Transport von Waren oder Kindern gibt es auch Kindersitze und Anhänger. Geht es um den Nachwuchs, ist natürlich der Sicherheitsaspekt sehr wichtig. Tests zu Transportsystemen aller Art bietet das «Velojournal» (siehe «Nützliche Links rund ums Velo»).

Faltvelos: Für Pendler ohne Velokeller

Sie lassen sich mit wenigen Handgriffen auf Aktentaschengrösse reduzieren, können problemlos in öffentlichen Verkehrsmitteln mitgeführt werden und finden unter dem Kleiderständer Platz. Marktführer bei den Faltvelos ist der US-Hersteller Dahon, der in Tests regelmässig gut bis sehr gut abschneidet und über 15 Modelle anbietet. Praktisch sind «Falter» mit Rollen. Damit lässt sich das Velo wie ein Koffer ziehen. Fahrverhalten und Faltmechanismus sollte man vor dem Kauf testen. In dieser Saison setzen einige Hersteller auf Riemenantrieb: Wo sonst eine schmierige Kette läuft, befindet sich ein properes Gummiband. Für das Modell «iF Mode» hat Pacific Cycles eine andere Lösung gefunden, die ebenfalls sehr sauber ist: Die Kette ist vollständig verschalt, und die Räder haben bloss drei Speichen.

Für unterwegs: «iF Mode» von Pacific Cycles, ab $ 2500.–

Quelle: Scott

Schnell und schnittig: «Klimax 2K» von Hase-Bikes, Fr. 7575.–

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Spezialvelos: Auffällig und extravagant

Alles geht: Originelle fahrbare Untersätze, die mit Muskelkraft betrieben werden, sind im Internet unter dem Begriff «Human Powered Vehicles» auffindbar. Beliebte Vertreter dieser Gattung sind Velomobile und Liegevelos. Erstere schützen dank einer Verschalung vor Regen und Wind, Letztere sollen laut ihren Fans vor allem bequem und schnell sein. Sicher ist, dass man mit einem solchen Gefährt garantiert auffällt. Gelegenheit zu einer Probefahrt bietet sich zum Beispiel an der Spezialfahrradmesse Spezi, die Ende April im deutschen Germersheim stattfindet. Hierzulande sind die Liebhaber der Spezialvelos im Verein Future Bike Schweiz organisiert. Die Homepage des Klubs ist eine gute Anlaufstelle.

Preisgekröntes E-Bike: «Stromer Basic» von Thömus, ab Fr. 3990.–

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E-Bikes: Surren statt keuchen

Definitiv nicht nur für Tretfaule: Im vergangenen Jahr wurden hierzulande über 39'000 Elektrovelos verkauft, 22-mal mehr als noch vor fünf Jahren. Jedes neunte neue Velo fährt elektrisch. Schweizer Marktführer ist Biketec mit seiner «Flyer»-Serie. An der letzten Eurobike, der weltgrössten Fahrradmesse in Friedrichshafen, hat «El Primo» von Pedalix Gold gewonnen. Es wird als das «erste sexy E-Bike» beworben. Schick ist auch der «Stromer» von Thömus, den die Fachzeitschrift «Velojournal» zum besten Veloprodukt des Jahres 2010 gekürt hat. Alle drei Hersteller sind übrigens in der Schweiz heimisch. Wer mit dem Gedanken spielt, ein Elektrovelo zu kaufen, sollte den Artikel «Alles, was Sie über E-Bikes wissen müssen» lesen (siehe Artikel zum Thema).

Occasionen: Zwei Räder aus zweiter Hand

Ein gutes Rad muss nicht teuer sein. Auf Marktplätzen im Internet oder an Velobörsen (siehe «Nützliche Links rund ums Velo») kann man recht gute und preiswerte Secondhand-Modelle erstehen. Vor dem Kauf sollte man den Zustand überpüfen: Funktionieren Gangschaltung und Licht? Sind die Bremsen in Ordnung? Laufen die Räder rund? Hat das Tretlager etwa Spiel, oder sind die Reifen spröde und die Speichen locker? Aber Achtung: Ist das Preis-Leistungs-Verhältnis allzu gut, könnte das Velo Diebesgut sein. Im Zweifelsfall die Hände davon lassen. Wer wider besseres Wissen kauft, macht sich der Hehlerei schuldig. Die Rahmennummer kann man vor dem Handel auf dem nächsten Polizeiposten überprüfen lassen.

Flohmarkt: Fahrbare Untersätze für wenig Geld

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Für den Alltag: «City 2000 Lady» von Racer, ab Fr. 599.–

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Citybikes: Sicher und sauber unterwegs

Das klassische Velo für den Alltag hat alles, was man braucht, um sicher von A nach B zu kommen: Licht, Klingel, Schutzblech, Gepäckträger. Günstige Modelle gibt es ab 400 Franken, ein Citybike der Mittelklasse kostet rund 1000 Franken. Bei vielen Händlern kann man sich ein Velo nach den eigenen Bedürfnissen und Wünschen zusammenstellen lassen. Wer auf wartungsarme Technik setzt, wählt eine Nabenschaltung, die sich eingekapselt in der Radmitte befindet und daher besser geschützt ist als ein Schaltsystem mit Ritzel und Wechsler. Auch Nabendynamos basieren auf diesem Prinzip. Einen Sicherheitsvorteil bieten Lichtsysteme mit leistungsstarken LED-Leuchten und Standlichtelektronik. Solche Extras haben allerdings ihren Preis.

Accessoires: Alles für Individualisten

Was für Autofreaks Spoiler, verchromte Felgen und breite Pneus sind, das sind für Velofans farbige Komponenten, spezielle Handgriffe und stylishe Frontgepäckträger. Kurz: Auch ein Velo lässt sich aufmotzen. Hupen und Plastikblumen auf der Lenkstange sind die Klassiker unter dem ausgefallenen Zubehör. Wer sich vom Feld absetzen will, muss allerdings etwas Originelleres finden.

Echte Hingucker sind etwa die Komponenten von Tune: Der deutsche Hersteller ist bekannt für farbig glänzende Naben, Kurbeln und Sattelstützen. Ein anderes Beispiel ist Liix. Der Zwischenhändler hat über 3000 Artikel an fahrradspezifischem Chichi im Sortiment. Da gibt es Handgriffe mit Totenköpfen, Sattelbezüge im Leopardenlook oder Kettenblätter in Flammenform. 

Wer nicht nur sein Fahrrad, sondern auch sich selber hübsch machen will, sollte sich die Produkte der Helmhersteller Yakkay oder Nutcase ansehen. Ersterer ist bekannt für Kopfschutz im Hutstil (Bild oben links: Modell «Tokyo»; Helm Fr. 128.–, Cover Fr. 59.–); Letzterer stellt Helme her, die mit witzigen Sujets daherkommen – etwa als Wassermelone, Billardkugel oder Kleeblatt.