Der Mensch friert nicht einfach nur, weil es im Winter kalt ist. Frieren ist ein Alarmsignal des Körpers: Es mangelt ihm an Wärme. Wichtig ist nun, die lebenswichtigen Organe auf Betriebstemperatur zu halten. Dafür drosselt der Körper die Durchblutung der Haut, um möglichst wenig Wärme nach aussen abzugeben – Hände, Füsse und Nase werden kalt.

Nahrung kann den Körper wärmen. Beispielsweise eine warme Suppe oder ein heisser Kakao heizen ihm ein. Schnell breitet sich die zugeführte Wärme von Kopf bis Fuss wohlig aus.

«Daneben produziert der Körper auch beim Verdauen und Verarbeiten der Nahrung Wärme, quasi als Nebenprodukt», sagt Wolfgang Langhans, Stoffwechselexperte und Lehrbeauftragter an der ETH und der Universität Zürich. Sie entsteht durch chemische Reaktionen. Denn beim Verdauen und beim anschliessenden Verwerten verbraucht der Körper Energie, um die aufgenommenen Kohlenhydrate, Fette und Eiweisse aufzuspalten und weiterzuverarbeiten. Die dabei entstehende Wärme hilft ihm, seine Temperatur möglichst konstant auf 37,5 Grad Celsius zu halten, so dass alle Prozesse und das Immunsystem optimal arbeiten.

Kraftwerk Leber

Den stärksten Wärmeschub bekommt der Körper durch eine warme und eiweissreiche Mahlzeit. Nicht zufällig bietet die Natur gerade im Winter besonders eiweissreiche Gewächse wie Kohl, Knollen- und Wurzelgemüse. «Da Proteine mangels Speicherkapazität unter hohem Energieverbrauch sofort verarbeitet werden, erzielt der Körper dabei die höchste Wärmewirkung», sagt Wolfgang Langhans.

Vor allem die Leber bildet aus den verschiedenen, über die Nahrung aufgenommenen Eiweissbausteinen wichtige körpereigene Proteine. Beim Essen steigt die Temperatur des Organs deshalb deutlich an. Trotzdem sollte man nicht auf genügend Kohlenhydrate und Fett in der Nahrung verzichten, denn vor allem sie liefern dem Stoffwechsel die notwendige Energie.

Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der indischen Heilslehre Ayurveda gelten etwa Rettich, Lauch, Zwiebeln, Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Joghurt, Rindfleisch und Meeresfrüchte als wärmende Nahrungsmittel. Je mehr Wärmeenergie man ihnen durch Schmoren, Braten, Frittieren oder Grillieren mitgibt, umso mehr können sie davon wieder an den Körper abgeben, heisst es in der fernöstlichen Heilkunst.

Scharfen Gewürzen wie Chili, Cayennepfeffer oder Ingwer sagen TCM und Ayurveda gar einen heissen thermischen Effekt nach. Das bezieht sich aber nur auf die gefühlte Wärme, denn diese Substanzen erhöhen die Körpertemperatur nicht tatsächlich.

Sie weiten, ähnlich wie Alkohol, nur die Blutgefässe in der Haut. Die bessere Durchblutung transportiert die Wärme aus dem Körperinneren an die Oberfläche. Man hat dadurch kurzfristig das Gefühl, dass es einem wärmer wird. Tatsächlich aber stimuliert die Schärfe einen Kühlmechanismus, wodurch sich der Effekt schnell ins Gegenteil kehrt – der Körper gibt zu viel und zu schnell Wärme ab. «Wer also nach einem scharfen Mahl und ein paar Gläschen Wein nach draussen in die Kälte geht, friert möglicherweise noch schneller», sagt Wolfgang Langhans.

Diese eiweissreichen Nahrungsmittel geben besonders warm
Hülsenfrüchte und Soja
Gemüse und Pilze
Vollkorngetreide
Nüsse und Samen
Früchte und Obst
Tierische Produkte
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