Das Gefühl kennen viele. Eine beklemmende Stimmung, ein Nachmittag, der quälend langsam verstreicht. Ein Gespräch kommt fast nicht in Gang. Der Vater oder die Mutter sitzt nur still und in sich gekehrt am Tisch, zurückgezogen, seit der Partner verstorben ist.

Als Angehörige ist man ratlos. Wie kann man den Vater, die Mutter, den Grossvater oder die Tante dazu bringen, wieder unter die Leute zu gehen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen? Viele Aktivitäten wären noch problemlos möglich.

Soziale Kontakte von Senioren nehmen ab

Rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung über 65 fühlt sich «manchmal» bis «sehr häufig» einsam, zeigen Zahlen des Gesundheitsobservatoriums. Gründe dafür gibt es viele. Einige haben den Lebenspartner verloren , andere sind nicht mehr so mobil und deshalb oft allein zu Hause.

Allein sein bedeutet zwar nicht automatisch, einsam zu sein. Weil die meisten auf soziale Kontakte angewiesen sind, kann zu häufiges Alleinsein das Gefühl der Einsamkeit begünstigen. Und das schadet auf Dauer: Chronische Krankheiten und depressive Verstimmungen sind häufiger als bei geselligen Menschen.

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Das tun, was man früher schon gern gemacht hat

Es ist nicht einfach, sich aus der Einsamkeit zu befreien. Viele schaffen das nicht selbst. Sie sind auf Unterstützung von Angehörigen und Freunden angewiesen. Dabei gibt es gerade für Seniorinnen und Senioren viele Möglichkeiten, andere Leute zu treffen und etwas zu erleben.

Als Erstes können Angehörige herausfinden, welche Angebote geeignet sind. Dabei helfen vielfach Anknüpfungen an früher. Wenn man zum Beispiel weiss, dass der Vater leidenschaftlich gern gejasst hat, kann man beim nächsten Besuch einen Flyer der Kirchgemeinde mitbringen, die jeden Dienstag Jassnachmittage für Senioren veranstaltet. Vielleicht findet der Senior das Angebot zwar interessant, will aber nicht allein hingehen – schliesslich kennt er dort niemanden. Also könnte man ihn beim ersten Mal begleiten.

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Wollen Sie den Rücktritt aus dem Erwerbsleben flexibel gestalten? Die Checkliste «Gleitende Pensionierung» zeigt Beobachter-Abonnenten, welche Fragen sie sich stellen müssen und welche Pensionierungsmodelle es gibt.

Wenn er den Nachmittag geniesst und das Spiel gut läuft, ist da vielleicht endlich wieder ein verschmitztes Lächeln zu sehen. Für den Senior ist es logisch, dass er den Jasspartner am nächsten Dienstag nicht im Stich lassen kann.

Nach zwei Monaten erkennt man ihn vielleicht kaum wieder. Er hat sich auch noch einer Wandergruppe angeschlossen – der Jasspartner hat ihn dazu überredet. Und plötzlich kommen Whatsapp-Nachrichten, die einem ins Büro geschickt werden. Strahlende Sonne, verschneite Berge. «Sonnige Grüsse von der Rigi.» Ein symbolträchtiges Lebenszeichen.

Tipps: So kommen Senioren unter die Leute

Es gibt viele interessante Angebote. Die Kunst besteht darin, Senioren zu motivieren, etwas auszuprobieren. Bleiben Sie als Angehörige in diesem Punkt hartnäckig. Vielleicht können Sie oder jemand aus dem Bekanntenkreis den Vater oder die Mutter beim ersten Mal begleiten? Vielleicht kennen Sie eine Nachbarin, die als Freiwillige in einer Schule oder einem Verein arbeitet? Wenn das die Mutter interessieren könnte, laden Sie die Frau zum Kaffee ein. So bekommt die Mutter Infos aus erster Hand. Zudem ist Begeisterung oft ansteckend.
 

Für geistig aktive Senioren

  • Seniorenuniversitäten: Kurse und Vorträge an Universitäten speziell für Ältere
  • Volkshochschulen: Kurse in unterschiedlichsten Gebieten
  • Pro Senectute: Sprachkurse oder Computer- und Internetkurse
     

Für kreative Senioren

  • Die Pro Senectute bietet viel: Erzählcafés, Schreibwerkstätten, Mandalas malen und vieles mehr
  • gestalterische Kurse der Volkshochschulen
     

Für Senioren, die etwas Sinnvolles tun möchten

  • Freiwilligenarbeit bei der Pro Senectute, für die Kirche, für gemeinnützige Organisationen oder als Sportleiter
  • anderen Senioren bei diversen Tätigkeiten helfen: Vermittlung durch die Pro Senectute
  • Projekt «Generationen im Klassenzimmer» der Pro Senectute: Regelmässig eine Lehrperson im Unterricht unterstützen
  • sonstige Freiwilligendienste
     

Für sportliche Senioren

  • Sportvereine im Quartier oder im Dorf
  • Sportangebote der Pro Senectute: von Wandern und Mountainbike über Tennis und Gymnastik zu Aquafit und Tanz
  • Sportangebote der Universitäten speziell für Senioren
     

Für Senioren, die nicht mehr so mobil sind

  • Besuchsdienste der Pro Senectute oder des Roten Kreuzes
  • Fahrdienste: Mit den Angeboten von Pro Senectute und Rotem Kreuz ist es möglich, an gesellschaftlichen Anlässen teilzunehmen.
Weitere Infos zu Aktivitäten für Senioren
Mehr zu «Aktiv im Alter» bei Guider

Viele Seniorinnen und Senioren sind auch im Alter noch aktiv. Sei es dadurch, dass sie Freiwilligenarbeit leisten, weiter reduziert arbeiten oder sich um die Erziehung der Enkelkinder kümmern. Erfahren Sie als Abonnentin oder Abonnent des Beobachters, wie Sie nach dem ordentlichen Pensionierungsalter in Schuss bleiben und welche Möglichkeiten sich für Sie ergeben.

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Raphael Brunner, Redaktor
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