Am 15. September 2010 war die Welt von Kamil Stender noch in Ordnung. Als Chef der Vermögensverwaltungsfirma Helvetia Wealth AG durfte er sich in Bad Ragaz SG an einem Wohltätigkeits-Golfturnier mit den Grossen der Glamourwelt zeigen: Neben dem Schauspieler Samuel L. Jackson gaben sich weitere Hollywood-Akteure die Ehre, am Galadiner sang die Soul-Diva Dionne Warwick. Die Helvetia Wealth AG sponserte den Event.

Knappe dreieinhalb Jahre später war die Party für Kamil Stender und seinen deutschen Geschäftspartner Ottmar Ruoff abrupt zu Ende. In den Medien tauchten Vorwürfe wie «Betrug Betrug So werden Sie Ihr Geld los » und «Schneeballsystem» auf. Geschäftspartner zogen sich zurück, die Firma, die angeblich 1,3 Milliarden Franken Vermögen verwaltete, strauchelte.

Berufsverbot verhängt

Im Mai 2014 verfügte schliesslich die Finanzmarktaufsicht Finma die Auflösung des Unternehmens und verhängte gegen Stender und Ruoff ein Berufsverbot. Zurück blieben frustrierte Kunden und ein Loch von über 50 Millionen Franken. Nach heutigen Schätzungen dürfen die Gläubiger Gläubiger So kommen Sie zum Geld auf höchstens 20 Prozent Nachlassdividende hoffen.

Nun hat auch das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) gegen Kamil Stender eine Busse von 50'000 Franken verhängt, weil er in Unterlagen und E-Mails die Firma widerrechtlich als «Bank» bezeichnet hatte. Ein ähnliches Urteil dürfte gegenüber Ruoff ergangen sein. Gegen den Strafbescheid kann noch Rekurs eingelegt werden. 

Staatsanwaltschaft bestätigt Strafverfahren

Die Busse Straftat begangen So straft der Staat hätte noch wesentlich höher ausfallen können. Die Firma von Stender und Ruoff hatte auch Anteile an zwei Obligationenfonds verkauft, was die Juristinnen und Juristen des Finanzdepartements als unerlaubte Publikumseinlagen einstufen. Vor einer Strafe in diesem Punkt schützte die beiden Financiers einzig eine Beratung durch einen Anwalt einer renommierten liechtensteinischen Kanzlei. Dieser hatte das Geschäft als unproblematisch taxiert – eine Fehleinschätzung, die die EFD-Juristen zugunsten von Stender und Ruoff auslegten.

Die Staatsanwaltschaft Zürich bestätigt, dass im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Firma auch ein Strafverfahren Strafuntersuchung Kann man mich einfach verhaften? läuft. Für Stender und Ruoff, die beide auf Anfragen des Beobachters nicht reagierten, gilt die Unschuldsvermutung. Kamil Stender ist seit der angeordneten Liquidation der Helvetia Wealth AG abgetaucht. Die Eigentumswohnung in Meilen an der Zürcher Goldküste kam schon 2015 für 2 Millionen Franken unter den Hammer. Der Financier sei «z. Zt. unbekannten Aufenthalts», heisst es im Bundesblatt. Recherchen des Beobachters zeigen indes: Stenders Spuren führen nach Grossbritannien. Seine letzte bekannte Adresse befindet sich in der Kleinstadt Eton westlich von London.

Nur wenige Monate nach der Liquidation der Helvetia Wealth AG gründete Stender mit seiner Frau Jennifer in London eine Consultingfirma namens Willow Partners Limited. Im Karrierenetzwerk Linkedin preist er sich auch heute noch als Finanzspezialist an. «Ich habe genug unternehmerische Frösche geküsst und hoffe nun, dass meine Erfahrung hilft, ein Einhorn zu entdecken», schreibt er in seinem Lebenslauf Bewerbungen In 15 Sekunden zum Erfolg . Sein Engagement bei der Helvetia Wealth AG hingegen verschweigt Stender geflissentlich. 

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Thomas Angeli, Redaktor
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