Ein Burn-out, die Kündigung, dann 160'000 Franken Schulden. David Gerber* (Name geändert) hat es mit 35 Jahren den Boden unter den Füssen weggezogen. Er hoffte auf einen Neustart. Und der wäre ihm auch fast gelungen. Mit der Hilfe von Jürgen Vetterlein, einem pensionierten Vizedirektor einer Kantonalbank. Sparpläne sind sein Metier. Gefunden hat ihn David Gerber über die Webplattform Rent a Rentner. 

Der ehrenamtliche Sanierungshelfer schlug den Gläubigern einen Teilerlass vor. Der Schuldenberg sei gross, die Chance, ihn zu tilgen, klein. Deshalb der Deal: Alle Gläubiger bekommen 20 Prozent ihrer offenen Beträge sofort ausgezahlt, im Gegenzug werden Gerbers Verlustscheine Verlustschein Was passiert, wenn ich erneut betrieben werde? gelöscht. Laut Vetterlein die beste Lösung für alle. Und er hat Erfolg damit: Alle Gläubiger sind einverstanden – ausser Intrum.

Die Inkassofirma gehört zu den drei grössten Gläubigern von David Gerber. Offen sind 57'000 Franken. Weil die beiden anderen der Sanierung Schuldensanierung Raus aus den Schulden – so gehts bereits zugestimmt haben, war Vetterlein auch bei Intrum optimistisch. Die ersten Rückmeldungen im August 2021 waren positiv. Dann hörte er aber lange nichts mehr. Im November lehnte Intrum das Gesuch ab. Mit «fadenscheinigen Begründungen», sagt Vetterlein. Seine schriftlichen Versuche, die Sache zu klären, blieben bis heute unbeantwortet.

Schuldner sollen besser geschützt werden

Inkassofirmen sind verpflichtet, einer Sanierung zuzustimmen, wenn die Gläubiger mit zwei Dritteln des Kapitals zustimmen. In David Gerbers Fall kam diese Zweidrittelmehrheit knapp nicht zustande. Seit Anfang Juni diskutiert das Parlament nun über ein Verfahren, das diese Ausgangslage verbessern und es Schuldnern erlauben soll, sich endgültig von den Schulden zu befreien. Damit will man verhindern, dass ihnen lebenslang der Lohn gepfändet Schulden Pfändung – was heisst das? wird und sie in die Sozialhilfe gedrängt werden.

Als der Beobachter bei Intrum nachhakt, liefert das Unternehmen die Antwort, um die sich Sanierungshelfer Vetterlein das ganze letzte Jahr bemüht hatte. Im Fall Gerber gebe es weder eine aktuelle Gläubigerliste noch einen Budgetplan . Erst wenn beides vorliege, sei es möglich, die Sanierung zu prüfen. Eine Bedingung, die Vetterlein zum ersten Mal hört. «Mein Eindruck bleibt: Intrum hat schlicht kein Interesse an einer Lösung. Und pocht weiterhin darauf, den vollen Betrag zu erhalten.»

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