Lange suchte die 31-jährige Claudia Sennhauser einen Therapieplatz, um ihre posttraumatische Belastungsstörung behandeln zu lassen. Fündig wurde sie bei der Clienia, einer Privatklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Oetwil am See ZH. Doch statt einer Therapie folgte ein Theater um ihren Labrador.

Dylan ist ein medizinischer Assistenzhund. Er machte mit Sennhauser eine rund 30'000 Franken teure Ausbildung. Nun riecht er, wenn sie Adrenalin ausschüttet, weil eine Panikattacke bevorsteht, und bringt ihr die Medikamente. «Dylan hat mich noch nie im Stich gelassen. Ich bin immer wieder überwältigt, was er kann», sagt Sennhauser, die auch an der schmerzhaften Bindegewebserkrankung Ehlers-Danlos-Syndrom leidet. 

Dylan ist ihr ständiger Begleiter, der ihr Sicherheit gibt. Die zwölf Wochen stationäre Traumafolgetherapie könne sie unmöglich ohne ihn durchstehen, sagt Sennhauser. Doch die Clienia verweigert dem Hund den Zutritt. Man sei «vom Konzept und von der Infrastruktur her zu wenig darauf ausgerichtet». Der zuständige Oberarzt schrieb, man könne «die Anwesenheit eines Assistenzhundes auf absehbare Zeit nicht gestatten».

Gegenüber dem Beobachter gibt sich die Clienia tierfreundlicher. Zum konkreten Fall könne man sich nicht äussern, sei aber grundsätzlich in der Lage, Personen mit Assistenzhunden aufzunehmen. Für konkrete Entscheide müsse «stets die spezielle Situation in der psychiatrischen Klinik gewürdigt und das Wohl aller Patienten und Patientinnen sowie der Mitarbeitenden sichergestellt werden».

Diskriminierendes Verbot

Die Haltung der Clienia sei kein Einzelfall, schreibt Swisshelpdogs, die Fachorganisation für Assistenzhunde. Probleme mit dem Zutritt gebe es immer wieder.

Staatliche Dienstleister müssten solchen Hunden den Zugang erlauben, falls Menschen mit Behinderung auf sie angewiesen seien, so das Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Private Dienstleister hätten aber weniger weit gehende Verpflichtungen.

Für Inclusion Handicap, den Dachverband der Behindertenorganisationen, ist ein Zutrittsverbot der Assistenzhunde diskriminierend.

Sennhauser hat mit der Clienia abgeschlossen: «Für eine solch intensive Therapie muss ich mich willkommen fühlen. Ohne Dylan ist das nicht möglich.»

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