Wie Kirchen neues Leben eingehaucht wird
Den Gotteshäusern bleiben die Mitglieder fern. In den Niederlanden werden die Kirchen kreativ umgenutzt. In der Schweiz ist man noch zurückhaltender.
Veröffentlicht am 28. November 2025 - 16:04 Uhr

Die Bullingerkirche in Zürich dient als Tagungssaal fürs Parlament.
Schwimmen mit Blick auf die Orgelempore? In zwei Jahren soll das in der Kirche Sankt Franziskus von Assisi im niederländischen Heerlen Realität sein. Das Gebäude wird seit 2023 nicht mehr sakral genutzt, und das Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam plant den Einbau eines Hallenbads. Auch sonst zeigen die Niederländer bei der Umnutzung von Kirchen wenig Berührungsängste: In Amsterdam etwa findet man in einer ehemaligen Kirche den Musikclub Paradiso und in Maastricht ein Hotel sowie eine Bibliothek.
Schon 200 Gebäude umgenutzt
Auch hierzulande nimmt die Nutzung der Kirchen aufgrund sinkender Mitgliederzahlen ab. Gemäss einer Datenbank der Universität Bern wurden bereits 200 Kapellen, Kirchen und Klöster umgenutzt. Dabei ist man aber zurückhaltender als in den Niederlanden – Hallenbäder oder Hotels findet man keine. Erstens handelt es sich bei den katholischen und reformierten Kirchen meist um bedeutende Monumente. Und zweitens sind sie oft ein wichtiger Teil der Identität eines Quartiers oder Dorfs. Eine nicht öffentliche Nutzung ist deshalb nur selten ein Thema.
Viele Kirchgemeinden öffnen ihre Räume aber und betreiben sie als Mehrzwecksäle. Ein Beispiel dafür ist die Citykirche St. Jakob am Stauffacher in Zürich. Neben Gottesdiensten finden dort auch Tanzveranstaltungen oder Diskussionsrunden statt. Ebenfalls in Zürich wird die Bullingerkirche während des Umbaus des Rathauses aktuell als Tagungssaal für das Stadt- und das Kantonsparlament genutzt.
Von privaten Kapellen zu Einfamilienhäusern
Es gibt in der Schweiz aber auch einige Beispiele von Kirchen, die von Privaten gemietet oder gekauft wurden.
Meist handelt es sich dabei um ehemalige Gotteshäuser kleiner Glaubensgemeinschaften oder Freikirchen. So stehen die Schreibtische des Zürcher Architekturbüros Duplex in einer ehemaligen Kirche, und in Bern, Le Locle NE und Neuenburg haben Private Kapellen zu Einfamilienhäusern umgebaut. So wird in einigen ehemaligen Kirchen hierzulande zwar nicht gerade im Pool geschwommen, aber debattiert, getanzt, gearbeitet oder gewohnt.




