In meinem Freundeskreis macht ein neuer Lifestyle-Trend die Runde. Er nennt sich «Wochenende», und wer etwas auf sich hält, macht ihn regelmässig mit.

Ich hab mir das erklären lassen. Ein Wochenende, das sind arbeitsfreie Tage am Ende jeder Kalenderwoche. Diese arbeitsfreien Tage begeht man freiwillig – man entscheidet sich bewusst dafür, an diesen Tagen nicht zu arbeiten, obschon man es könnte! Statt also etwas für die Volkswirtschaft zu tun, betreibt man «Freizeit» (noch so ein neumodischer Trend) oder besucht ein Gotteshaus seiner Wahl (Kirche, Kino, Tanzlokal).

Als ungläubiger Workaholic war ich zuerst skeptisch. Aber um nicht komplett als Kulturpessimist abgestempelt zu werden, habe ich letztens so ein Wochenende getestet. Als Recherche für diese Kolumne, versteht sich – dann kann ich es gleichzeitig als Arbeit abbuchen!

Also habe ich meinen Computer ausgeschaltet (der Knopf dafür ist mir früher gar nie aufgefallen), mich auf den Wohnzimmerteppich gesetzt und die Wand angestarrt. Und ich muss sagen, es hat Spass gemacht. Diese Mischung aus Müssiggang und Planlosigkeit hatte etwas wunderbar Anarchisches. Langeweile als postkapitalistisches Statement. Mein Puls wurde langsamer – und im Spiegel habe ich doch tatsächlich ein Lachen erhascht.

Doch es gibt auch Schattenseiten. Wer beim Gebrauch eines Wochenendes abstürzt, dem hilft auch kein Neustart. Gescheiterte Wochenenden lassen sich nicht umtauschen. Motzen hilft nichts – und eine Service-Hotline zum Thema sucht man vergebens.

Während für Festangestellte Wochenenden bezahlt und reglementiert sind, sind sie für Freischaffende wie mich ein Luxus, den man sich gönnt. Zusätzlich zu den entstehenden Kosten für Ausflüge, Events und Snacks sind Wochenenden in erster Linie teuer, weil man während ihrer Ausübung nichts verdient.

Ganz allgemein wird man bei der Anwendung von Wochenenden alleingelassen. Es gibt keine korrekte Art, wie sie verwendet werden sollen.

Ob sich das Konstrukt Wochenende durchsetzen wird, weiss ich nicht. Auch ist schwer abzuschätzen, ob ich die Ausdauer und Disziplin habe, aus dem lustigen Experiment einen fixen Teil meines Alltags zu machen.

Und als wären zwei arbeitsfreie Tage nicht schon utopisch genug, werden nun bereits politische Forderungen laut, dieses «Wochenende» auf drei Tage zu verlängern. Wohin soll das führen? Wird in Zukunft überhaupt noch Arbeit für mich übrig bleiben? Oder werde ich von künstlichen Intelligenzen zu ewigen Wochenenden genötigt? Wehret den Anfängen!

Meine Bewertung für Wochenenden: ★★★☆☆

Zur Person
Patrick «Karpi» Karpiczenko