Wer Blut spenden will, muss älter als 18 Jahre sein und mehr als 50 Kilo wiegen. Nach einem Zeckenstich muss man vier Wochen warten, nach der Magenspiegelung vier Monate. Alle Vorgaben sind medizinisch begründet. Ein Kriterium aber ist seit langem umstritten: Männer, die Sex mit Männern haben (Abkürzung: MSM), durften bis anhin nur sehr eingeschränkt spenden. Das soll sich nun ändern, wie Swissmedic in einer Mitteilung schreibt.

Die alte Regelung wurzelt in der Aidsepidemie der 1980er-Jahre. Ab 1988 wurden schwule und bisexuelle Männer pauschal von der Blutspende ausgeschlossen, weil sie angeblich ein höheres HIV-Risiko hatten. Ob sie sexuell aktiv waren, spielte keine Rolle. 2017 wurde das Gesetz gelockert: MSM wurden zwar zugelassen, allerdings nur wenn sie zwölf Monate keinen Sex hatten.

Regelung ist veraltet

Das wurde vielfach als Diskriminierung kritisiert. Selbst der Gerichtshof der Europäischen Union hielt am 29. April 2015 fest, dass der generelle Ausschluss unzulässig ist: «Es muss feststehen, dass für diese Personen ein hohes Übertragungsrisiko für schwere Infektionskrankheiten, wie insbesondere HIV, besteht», heisst es im Urteil. Der Ausschluss sei nur gerechtfertigt, wenn es keine wirksamen Nachweistechniken gebe und der Schutz der Empfänger nicht gewährleistet sei. Vielerorts ist das aber der Fall – und die Regelung somit veraltet.

Länder wie Frankreich, Spanien, Polen oder Portugal haben ihre Kriterien in den letzten Jahren angepasst. Im März folgte Deutschland, nun zieht auch die Schweiz nach. Am 24. Juli bewilligte die Heilmittelbehörde Swissmedic einen entsprechenden Antrag von Blutspende Schweizerisches Rotes Kreuz.

Das gilt neu

Entscheidend ist nun nicht mehr die sexuelle Orientierung, sondern das individuelle Risiko: Alle Spendenden müssen nach einem neuen Sexualkontakt vier Monate warten. Die Frist erhöht sich auf zwölf Monate, wenn sie innerhalb von vier Monaten Sex mit mehr als zwei Personen hatten.

Darüber freut man sich bei Pink Cross, dem Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz: «Endlich basieren die Blutspendekriterien auf wissenschaftlichen Kriterien und sind nicht mehr ideologisch geprägt», schreibt Geschäftsleiter Roman Heggli auf der Website.