Vergrösserte Lymphknoten nach der Impfung sind kein Grund zur Sorge. Anders sieht es in Mammografie, Ultraschall oder Computertomografie aus: Hier gelten sie als mögliches Anzeichen für Krebs und – spezifisch in Achselhöhlen oder am Hals – für Brustkrebs

Nach Beginn der Impfungen habe genau das irritiert, sagt Brustspezialistin Federica Chiesa von der Zürcher Klinik Bethanien. «Bei Brustkrebs kann es auf der Seite des Tumors Ableger in den Lymphdrüsen geben. Befallene Knoten gleichen beim Abtasten und auf Bildern geschwollenen Drüsen nach der Impfung.» Daher sei es anfangs vermehrt zu Biopsien gekommen.

In Einzelfällen gab es gar überflüssige Operationen. Esther Amann, Brustchirurgin und Gynäkologin im Brust-Zentrum Zürich, ist ein solcher Fall aus einer anderen Klinik bekannt. «Bei einer Patientin mit Verdacht auf Metastasen wurden alle Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt.»

Sorgen könnten erspart bleiben

Schwellungen von Lymphknoten kennt man eigentlich von anderen Impfungen. Bei den Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer zeigte sich aber eine Besonderheit: Schwellungen treten häufiger auf und können statt wenige Tage bis zu sechs Wochen dauern. Das deutsche Krebsforschungszentrum und die American Cancer Society raten daher bei Krebsuntersuchungen, auf eine erfolgte Impfung hinzuweisen. Wer Brustkrebs habe oder hatte, solle sich vorzugsweise auf der nicht betroffenen Seite impfen lassen. Bei beidseitigem Befall könne mit der behandelnden Ärztin die beste Impfstelle eruiert werden. 

Federica Chiesa begrüsst das Vorgehen: «Das würde Betroffenen Sorgen und weitere Untersuche ersparen.» Denn selbst wenn man heute bei Auffälligkeiten nach der Corona-Impfung nicht mehr sofort biopsiere, brauche es oft Verlaufskontrollen. Auch die Krebsliga Schweiz stützt die Empfehlung und will die Informationen auf ihrer Website so bald wie möglich ergänzen. 

In Impfzentren ist das bisher aber kein Thema. Patientinnen werden gefragt, ob sie Rechts- oder Linkshänderinnen sind, nicht aber, ob sie Brustkrebs hatten, sagt Federica Chiesa. Die Eidgenössische Kommission für Impffragen will eine Anpassung prüfen. Ihr Präsident Christoph Berger sagt gegenüber dem Beobachter: «Ich kann mir gut vorstellen, dass man das bei der Impfaufklärung ergänzt. Viel wichtiger ist aber aus unserer Sicht, dass behandelnde Ärztinnen und Ärzte ihre Patientinnen auf den Einfluss hinweisen.»

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